Kulmbach

Kulmbach

Bier, Bratwurst, Plassenburg: Das sind die Dinge, die sofort in den Kopf kommen, wenn man an Kulmbach denkt. Diese Dinge sind auch durchaus wichtig, aber Kulmbach kann auch auf eine lange Geschichte zurückblicken. Denn Kulmbach wurde bereits 1035 urkundlich als „kulma“ erwähnt. Andere Quellen lassen vermuten, dass sich die ersten Kulmbacher schon um 900 in der Grünwehr und im Spiegel ansiedelten.

Kulmbach Sonnenuntergang

Viele Jahrzehnte waren die Hohenzollern eng mit Kulmbach verwoben. 1340 begann ihre Regierungszeit und damit die Blütezeit Kulmbachs. Nachdem die Zollern 1642 Kulmbach endgültig verließen, war die Stadt politisch unbedeutend.

Die "heimliche Hauptstadt des Bieres"

Kulmbach bezeichnet sich selbst als "die heimliche Hauptstadt des Bieres". Mit der Sortenvielfalt von Edelherb bis Weizen bis hin zum Bernsteinbier ist der Name auch gerechtfertigt. Die Kulmbacher Brauerei AG ist mit insgesamt 887 Mitarbeitern (Stand: 2013) einer der größten Arbeitgeber in der Stadt. Und Interessierte, die mehr über die Geschichte und die Herstellung des Gerstensaftes erfahren wollen, sind im Bayerischen Brauereimuseum der Mönchshof gut aufgehoben. Ebenfalls einen Besuch wert ist die Kulmbacher Kommunbräu, bekannt für das Bernsteinbier.

Stehaufmännchen Plassenburg

Von der Plassenburg aus hat man einen guten Blick über Kulmbach. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Wahrzeichen oft geschleift oder ganz zerstört. Aber immer wieder aufgebaut. Wer mehr über das Wahrzeichen Kulmbachs erfahren möchte, ist im Museum direkt auf der Burg gut aufgehoben.

Mehr zu Kulmbach: Tourist-Info

Deutsches Zinnfigurenmuseum
Einzeltickets:  3 Euro
Öffnungszeiten: Apr. - Okt. Mo-So 9-18 ;
Nov. - März  Mo-So 10-16
Adresse: Festungsberg 26
 Tel.: 09221  804 579
Internet: Dt. Zinnfigurenmuseum

Top5 
Sehenswürdigkeiten

Eisbahn 
Einzeltickets: 1,25-2,50 Euro,
Öffnungszeiten: täglich ab 14 Uhr (im Winter)
Adresse: Am Schwimmbad 26
Tel.: 09221  2657
Internet: Stadtwerke Kulmbach

Plassenburg
Einzelkarte: 3,50-4,50 Euro
Öffnungszeiten: Apr. - Okt. 9-18;
Nov.-März 10-16
Adresse: Festungsberg 26
Tel.: 09221  804 579
Internet: Plassenburg

Brauereimuseum
Einzelticket: 4-6 Euro
Öffnungszeiten: Di - So 10-17 
Adresse: Hofer Str. 20
Tel.: 09221  80514
Internet: Brauereimuseum 

Kommunbräu
Öffnungszeiten: Mo - So 10-24
Adresse: Grünwehr 17
Tel.: 09221  84490
Internet: Kommunbräu 

Posted by LauraSchmidt in Orte & Freizeit
Bierstadt Kulmbach

Bierstadt Kulmbach

Nicht umsonst gilt Bier in der oberen Region Frankens als Grundnahrungsmittel, denn die Oberfranken lieben Bier. So auch in Kulmbach. Die Stadt am Fuße der Plassenburg hat in Puncto Bier auch einiges zu bieten, sei es die jährlich stattfindende Bierwoche, die weit bis über die Grenzen Kulmbachs hinaus bekannt ist, oder ihre Brauereien wie Kommunbräu und die Kulmbacher Brauerei AG.

Über 35 Biersorten in Kulmbach

Die Kulmbacher Brauerei Aktiengesellschaftwurde 1846 unter dem Namen Reichelbräu von Johann W. Reichel, Johann K. Scheiding und Johann M. Hübner gegründet. Bereits 1895 erfolgte die Umwandlung in eine AG. Seit 1980 erweiterte die Brauerei ihr Sortiment durch Aufkäufe und Übernahmenvon Sandlerbräu, Kapuziner Weißbier, EKU, Sternquell und weiteren Brauereien. Beim Brauen des Kulmbacher Bieres kommen ausschließlich natürliche Rohstoffe, hauptsächlich von Lieferanten aus der Region, zum Einsatz. Auch die Mönchshof Brauerei ist eine Tochterbrauerei der AG. Die Brauerei bietet insgesamt 35 Biersorten zum Verkauf an. Als besonders speziell gilt das Starkbier EKU 28, welches jahrelang als stärkstes Bier der Welt angesehen wurde. Inzwischen wurde es jedoch vom Schorschbock (Alkoholgehalt: 57 Prozent) abgelöst.

Kulmbacher Tafel
Kommunbräu: eine Alternative zur Kulmbacher AG
Die Kulmbacher Kommunbräu besteht seit 1994. Bereits 1990 entstand an einem Kulmbacher Stammtisch die Idee, eine Alternative zum Bier der Kulmbacher Brauerei zu schaffen und selbst handwerklich gebrautes, naturbelassenes Bier zu erzeugen. Vier Jahre später probierten die Anteilseigner der in der Zwischenzeit gegründeten Genossenschaft das erste Bier der Brauerei. Inzwischen sind an der Kulmbacher Kommunbräu e.G. rund 400 Anteile gezeichnet. Neben dem hellen Bier „Bernstein“ bietet Kommunbräu jeden Monat eine andere Biersorte an, wie zum Beispiel ein obergäriges Sommerweizen oder ein ein Jahr gelagertes Doppelbock.
 
Das Bayerische Brauereimuseum in Kulmbach
 
Wer in Kulmbach mehr zum Thema Bier erfahren will, kann sich im Bayerischen Brauereimuseum Kulmbach umfassend über den schmackhaften Gerstensaft informieren. Bier und Kulmbach sind untrennbar miteinander verbunden. Genau deshalb hat uns interessiert welches Bier das Liebste der Kulmbacher ist. Um diese Frage zu klären, sind wir losgezogen, haben nachgefragt und die Ergebnisse in einem Podcast zusammengetragen.
Posted by FrederikEichstaedt in Orte & Freizeit, 0 comments

Vertrauenspakt mit dem Raubtier

 

 

 

Wenn Tobias Lindemann in seine Trillerpfeife bläst, spitzt Diana die Ohren. Dann läuft sie los. Sie kennt dieses Geräusch, sie kennt den Weg: Durch das hohe Gras, vorbei an den vielen Bäumen, direkt auf die Felsformation zu. Hinter dem letzten Felsbrocken macht sie Halt und lugt vorsichtig hervor. Als Lindemann ihr einen Leckerbissen zuwirft, traut sie sich näher zu kommen. Elegant schleicht sie sich den kleinen Hügel hinauf, springt auf den obersten Stein und setzt sich dort hin. Diana ist eine ausgewachsene Luchs-Dame mit hellen Augen, großen Pfoten und langen schwarzen Pinseln an ihren Ohren. Wenn sie hier auf den Felsen sitzt, wirkt sie entspannt und scheint die Sonnenstrahlen zu genießen. Trotzdem bleibt sie aufmerksam, beobachtet ihre Umgebung genau. Dass sich ein zweiter Luchs der Felsformation nähert, bemerkt sie zuerst.

Es ist Charles, Dianas Partner. 2013 wurde er geboren, er ist ein Jahr älter als Diana. Auch er tastet sich erst langsam heran bevor er schließlich zu seiner Partnerin auf die Felsen klettert. Lindemann belohnt die beiden Luchse mit toten Küken, die er ihnen zuwirft. Charles reißt das Maul auf, Diana schnappt sich das Futter elegant mit der Pfote. Tobias Lindemann dreht sich von den Luchsen weg. „Sowas gibt es nur hier“, sagt er, „nirgends sonst sind die Luchse so zutraulich und friedlich.“ Hier- das ist der Wildtierpark Mehlmeisel. Lindemann arbeitet dort als Tierpfleger, für Diana und Charles ist Mehlmeisel ein Zuhause, in dem sie sich wohlzufühlen scheinen.

Diana – eine der drei Luchse im Wildtierpark Mehlmeisel. (Bilder: Marina Richtmann)

Diana – eine der drei Luchse im Wildtierpark Mehlmeisel. (Bilder: Marina Richtmann)

Albert, Bubi, Cäsar

Neben den drei Luchsen Charles, Diana und Viktor leben im Tierpark Mehlmeisel noch viele weitere Tiere: Von Dachs Erich, Birkhahn Albert und Wildschwein Margit über Fuchs Karli und Waschbär Bubi bis hin zu den Nonnengänsen Gundel und Klaas und dem Hirsch Hubertus. Hier trägt jedes Tier einen Namen. Hubertus wurde zum Beispiel nach dem „Heiligen Hubertus“ benannt, dem Schutzpatron der Jäger. Von diesem Mann wird eine Sage erzählt: Angeblich erschien dem Jagdfrevler Hubertus ein weißer Hirsch. Nach dieser außergewöhnlichen Begegnung verschrieb er sich der Kirche und wurde zum Schutzpatron der Jäger. Der Name Hubertus passte perfekt zum Rothirsch im Wildpark – denn Hubertus ist ein weißer Hirsch, sogar der einzige weiße Rothirsch Bayerns. Er lebt hier im Wildtierpark Mehlmeisel gemeinsam mit seinen rot-braunen Artgenossen „Zaun an Zaun“ mit den Luchsen und den Wildschweinen. Heute scheint Hubertus aber keine Lust zu haben, von den Besuchern bestaunt zu werden: Der weiße Hirsch lässt sich nicht blicken.

Liebe und Ehrlichkeit gegen den Arbeitsstress

Bei Hubertus‘ Nachbarn im riesigen Wildschwein-Gehege geht gerade das Gatter auf und Tierpfleger Tobias Lindemann tritt herein. Er muss nur wenige Schritte ins Gehege machen, da kommt ihm auch schon ein Wildschwein entgegen. „Hey Ludwig!“ ruft er und geht in die Hocke. Ludwig grunzt, sein Schwanz wackelt begeistert. Lindemann fährt ihm mit der Hand durch die Borsten. Ein zweites Wildschwein nähert sich. Es ist Keiler Benedikt. Lindemann steht auf, läuft ein Stück weiter ins Gehege hinein. Benedikt folgt ihm und stupst mit der Nase an Lindemanns Fuß. Als der Tierpfleger ihn streichelt, grunzt Benedikt begeistert und wirft sich auf den Boden. Lindemann kniet sich hin und streichelt weiter. Benedikt wirkt entspannt, es scheint ihm zu gefallen. „Tiere sind ehrlich“, sagt Lindemann. „Sie machen deutlich, ob sie etwas mögen oder nicht.“ Er grinst Benedikt an, der vor ihm auf dem Boden liegt. Man merkt deutlich, dass Lindemann den Tieren vertraut – und auch, dass dieses Vertrauen auf Gegenseitigkeit beruht.

Seit einem Jahr arbeitet Tobias Lindemann hier im Wildpark Mehlmeisel als Tierpfleger. Wenn man ihn fragt, was ihm an seinem Beruf am besten gefällt, lacht er und überlegt dann kurz. „Das ist eine gute Frage“, sagt er dann. „Im Grunde ist es das, was man von den Tieren zurückbekommt. Genau das hier.“ Lindemann schaut zu dem Wildschwein vor seinen Füßen. „Wenn man bei den Wildschweinen zum Beispiel die frisch geworfenen Jungtiere anschauen darf und die Mutter einfach liegen bleibt und dir quasi sagt: Schau mal her, meine neuen Jungtiere. Das ist das schönste an diesem Beruf“, ergänzt er. Der Tierpfleger liebt seinen Job – auch wenn der ihm einiges abverlangt: „Als Tierpfleger ist man jeden Tag bei jedem Wetter draußen, die Arbeit ist körperlich sehr schwer.“ Er versorgt die Tiere, kontrolliert ihre Gesundheit, hält Führungen, organisiert Futter und pflegt die Gehege – egal ob die Sonne siedend heiß herunterbrennt oder ob der Park fast im Schnee versinkt. Die Tiere brauchen ihn. Und Tobias Lindemann ist für sie da.

Die Tiere genießen die Streicheleinheiten von Tierpfleger Tobias Lindemann.
Die Tiere genießen die Streicheleinheiten von Tierpfleger Tobias Lindemann.

Über den Köpfen der Wildschweine

Während der Tierpfleger die Wildschweine versorgt, beobachtet ihn eine Schulklasse interessiert. Die Kinder besuchen die fünfte Klasse einer Thüringer Realschule. Ihre Schullandheim-Fahrt verbringen sie im Fichtelgebirge. „Wir waren schon auf dem Ochsenkopf und auf der Luisenburg“, erzählt ein Junge, „aber heute ist der schönste Tag bis jetzt!“ Auch seine Lehrerin ist begeistert vom Wildtierpark: „Die Gehege sind groß und artgerecht. Und trotzdem kann man die Tiere von hier oben aus super betrachten.“ Hier oben – damit meint sie die großen Holzbrücken. Auf einer von ihnen steht die Schulklasse gerade. Das massive Bauwerk führt die Besucher direkt über die Tiergehege und bietet damit einen einzigartigen Ausblick über die großen Gehege.

„Schau mal, da unten sind zwei große!“ ruft ein Kind und lugt über das Geländer. Direkt unter der Brücke baden zwei Wildschweine. Von den Gästen hoch über ihnen lassen sie sich nicht stören. Auch Tobias Lindemann steht mittlerweile wieder auf der Holzbrücke. Er wirft einen prüfenden Blick ins Rotwild-Gehege. Dort scheint alles gut zu sein. Und der weiße Hirsch Hubertus? – Der lässt sich noch immer nicht blicken. „Die Tiere haben Orte, an denen sie ungestört sind. Die Gehege sind groß, die Tiere können selbst entscheiden, wo sie sich aufhalten“, erklärt der Tierpfleger und setzt seinen Rundgang fort.

Auf den Brücken über den Gehegen können die Besucher die Tiere bestens beobachten.
Auf den Brücken über den Gehegen können die Besucher die Tiere bestens beobachten.

„Respekt“ ist das Zauberwort

Für Lindemann geht es jetzt zu Charles, Diana und Viktor, den drei Luchsen. Auch Viktor hat gerade keine Lust auf Besuch. Nur Charles und Diana pirschen sich heran und springen auf die großen Felsen. Die Luchse wirken entspannt, sie sind an fremde Menschen gewöhnt. Manchmal dürfen Fotografen ins Luchsgehege. Dann posieren die Luchse, die großen Kameras klicken nah vor den Schnauzen der Tiere. „Solche zahmen Luchse habe ich sonst noch nirgends gesehen“, erzählt Lindemann. Während er spricht, dreht er sich von den Tieren weg. Diana kaut weiter genüsslich an einem Leckerli, Charles hat sich auf einen Felsen gesetzt und blickt in die Ferne. „Genau das meinte ich“, sagt der Tierpfleger. „Ich weiß genau, dass ich den Luchsen ohne Probleme den Rücken zudrehen kann. Sie respektieren uns, wir respektieren sie – das ist einfach ein wunderschönes Erlebnis!“

Er wirft Diana noch einen letzten Leckerbissen zu. Sie fängt ihn. „So, das reicht aber jetzt“, sagt Lindemann dann. „Gleich ist es vierzehn Uhr. Da führe ich eine Schulklasse durch den Park.“ Er steigt durch das hohe Gras zurück zum Gatter. Diana bleibt auf dem Felsen sitzen, Charles springt elegant nach unten und verschwindet hinter den Bäumen. Wenn Tobias Lindemann mit der Schulklasse am Gehege der Luchse ankommt, wird es wieder einige Leckerbissen geben. Ob die Luchse sich ihre Belohnungen dann abholen wollen, weiß der Tierpfleger noch nicht. Die Tiere entscheiden selbst, ob sie kommen wollen. Doch die Chancen dafür stehen gut – Denn wenn Tobias Lindemann in seine Trillerpfeife bläst, spitzt Diana meistens die Ohren. Und dann läuft sie los.

Tobias Lindemann weiß, dass Charles und Diana (hinten, von links) ihn nicht angreifen.
Tobias Lindemann weiß, dass Charles und Diana (hinten, von links) ihn nicht angreifen.

Hier befindet sich der Wildtierpark Mehlmeisel:

Posted by Marina Richtmann in Marina Richtmann, Orte & Freizeit, Unser Oberfranken
Weithin sichtbar und absolut sehenswert: die Plassenburg

Weithin sichtbar und absolut sehenswert: die Plassenburg

Ungeahnte Schätze in Kulmbach

Die imposante Plassenburg ist ein Wahrzeichen Kulmbachs. Eine Besichtigung der Festung lohnt sich immer – nicht nur für Touristen, sondern auch für Einheimische.

Hier sind spannende Informationen zur Geschichte der Burg, der Stadt und der Region zu erleben. Die Burg beherbergt vier Museen mit abwechslungsreichen Sammlungen: das Landschaftsmuseum Obermain mit wechselnden Sonderausstellungen, das Deutsche Zinnfigurenmuseum, das Museum Hohenzollern und das Armeemuseum,

In den Museen der Plassenburg finden sich manch außergewöhnliche Schätze.

Posted by Tanja Freiberger in Orte & Freizeit, Tanja Freiberger, Unser Oberfranken
Der Rote Turm – Wahrzeichen neben der Plassenburg

Der Rote Turm – Wahrzeichen neben der Plassenburg

Jetzt erstrahlt er wieder in neuer Pracht.

Neben der Plassenburg ist der Rote Turm ein weiteres Wahrzeichen von Kulmbach. Er zählt zu den ältesten Bauwerken der Stadt und hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.

Nach einer umfangreichen Sanierung ist der Rote Turm wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Im Rahmen der Stadtführungen kann er jetzt wieder besichtigt werden.

Posted by Tanja Freiberger in Orte & Freizeit, Tanja Freiberger, Unser Oberfranken
Sandstein, Zinn und Stadtgeschichte

Sandstein, Zinn und Stadtgeschichte

Wer nach Kulmbach kommt, kann sie nicht übersehen: Die Plassenburg. Die beeindruckende Sehenswürdigkeit hat eine vielseitige Geschichte hinter sich und bietet den Besuchern weit mehr als nur eine beeindruckende Aussicht:

Posted by Marina Richtmann in Marina Richtmann, Orte & Freizeit, Unser Oberfranken
„Reli“ oder doch lieber „Ethik“?

„Reli“ oder doch lieber „Ethik“?

„Uns treten die Mitglieder in Scharen aus. Wir müssen gegensteuern.“

Posted by Ann-Kathrin Fischer in Ann-Kathrin Fischer, Kindheit, Pädagogische Projekte für Kinder/Jugendliche
Waldkindergarten in Bamberg

Waldkindergarten in Bamberg

Die Heimat des Kindergartens ist der Bruderwald

Zunächst einmal sei ein Waldkindergarten ein ganz normaler Kindergarten, erklärt Diplom-Pädagogin Stefanie Baumann, Leiterin der Einrichtung. Auch er sei an das bayrische Kindertagesstättengesetz gebunden. Der Unterschied besteht nur darin, dass die Kinder mit ihren ErzieherInnen eben täglich und bei jedem Wetter draußen im Wald unterwegs sind. Bei „Die kleinen Waldschrate e.V.“ handle es sich um einen „kleinen, familiären Verein“, erzählt sie weiter, der sich anfallende Aufgaben teilt. Wie die meisten Einrichtungen dieser Art besitzen auch „Die Kleinen Waldschrate e.V.“ eine Hütte, in die sie sich bei Regen zurückziehen können. Sie liegt im Bruderwald verborgen zwischen dem Naturwaldreservat „Wolfsruhe“ und dem Klinikum Bamberg.

Der Kindergarten-Alltag

Jeden Morgen läuft die heute 20-köpfige Kindergruppe mit ihren Erziehern den 1,5 km langen Weg vom Eingang des Waldes bis zu der kleinen Lichtung, auf der sich die Hütte befindet. Diese ist bereits vom eingebauten Ofen vorgeheizt, wenn die Kinder nach einstündiger Wanderung zum Frühstück erscheinen. Dann gibt es eine Brotzeit mit Nüssen oder Trockenfrüchten und je nach Jahreszeit auch saisonales Obst und Gemüse.

Die Stromversorgung der Hütte wird durch Solarpanels auf dem Dach gesichert, die eine ausreichende Beleuchtung gewährleisten. „Wir möchten Umwelterziehung auch vorleben“, erklärt Stefanie Baumann. Deshalb wird bei der Wasserversorgung auf Kanister zurückgegriffen, für Wärme sorgt der zentrale Ofen und auf Plastik wird weitestgehend verzichtet. „Weniger kann manchmal mehr sein“, sagt sie. Und dies gilt auch beim Spielen: Wer braucht schon Lego, wenn er mit echten Steinen spielen kann? Wozu Plastikschwerter, wenn es auch mit Stöcken geht? In und in unmittelbarer Nähe der Hütte filzen, schnitzen und basteln die „kleinen Waldschrate“ unter Anleitung.

Über die Verbindung zur Natur

Die Lebenssituation von Kindern sieht heute oft anders aus. Für viele ist sie bestimmt von Reizüberflutung, Bewegungsmangel, funktionellem Spielzeug und geregeltem Freizeitangebot.1 Wald- und Naturkindergärten möchten diesen Umständen mit erlebnis- und beschäftigungsspezifischen Anreizen entgegenwirken.

Dass die Kleinen im Kindergarten keine vorgefertigten Spielwaren vorfinden, fördert in diesem Sinne ihre Kreativität. Auch sind sie so gezwungen, sich untereinander abzusprechen, was die Sozialkompetenzen des Einzelnen und der Gruppe verbessert. Gruppenzugehörigkeit kann wiederum zu einer entspannten Lernatmosphäre beitragen. In einer Zeit, in der viel von „Mobbing“ und „Ellenbogen-Einsatz“ geredet wird, werden diese sozialen Ansätze immer wichtiger.1 „Wir sind ja keine autarken Lebewesen“, verdeutlicht Stefanie Baumann, „wir sind Teil dieser Erde und ich glaube, es ist wichtig, dass wir mit und nicht ohne Mutter Natur aufwachsen“.

Umweltbewusstes Denken ist heute mehr denn je gefragt – doch ist Grundlage dafür, dass man die Natur auch kennt. In diesem Sinn jedenfalls hält Hartmut von Hentig fest: „Wenn ein Kind nie einen Samen gesät, die daraus entstehende Pflanze entdeckt und gehegt hat, wenn es nie einen Baum bestiegen, nie einen Bach gestaut, nie ein gefährdendes Feuer gemacht hat … – wie soll ihm die Erhaltung der Arten, das ökologische Gleichgewicht, die ‚Natur‘, diese ungeheuerlichste Abstraktion aller Abstraktionen, am Herzen liegen“ 2.

Entdeckergeist schulen

Die Erzieher des Waldkindergartens lassen ihre Schützlinge diese „ungeheuerlichste Abstraktion“2 weitgehend selbständig erforschen und entdecken. Darin folgt das pädagogische Konzept den Erkenntnissen des Neurobiologen Prof. Dr. Gerald Hüther, der ideale Lernbedingungen dann gegeben sieht, wenn Kinder ihre angeborene Lust am Entdecken und Gestalten nicht verlieren. 3

„Natürlich geben wir dennoch Impulse und beobachten“, erklärt Stefanie Baumann, „und es ist immer schön anzusehen, wenn Kinder ihre Scheu ablegen, mit ihren roten Wangen in Gummistiefeln durch den Wald laufen, mit ihren Wassereimern und Stöcken – es ist so schön zu sehen, wofür Kinder sich begeistern können und es ist so schade, dass viele Erwachsene das vergessen haben“.

Was für ein Regelkindergartenkind Lego ist, sind für das Waldkindergartenkind Stöcke und Steine. Damit kommt es der Natur in jungen Jahren schon ein ganzes Stück näher. In Waldkindergärten sollen Kinder durch diese Art der Begegnung schon früh lernen, sich als konstruktiver Teil ihrer Umwelt wahrzunehmen. Der Kindergarten „Die kleinen Waldschrate e.V.“ aus Bamberg, der im Jahr 2005 durch eine Elterninitiative ins Leben gerufen wurde, setzt sich für frühe Naturverbundenheit als Basis einer nachhaltigen Entwicklung ein.

Der Kindergarten-Alltag

Über die Verbindung zur Natur

Entdeckergeist schulen

OberfrankenOberfranken
Die Kleinen waren fleißig

Für mehr Informationen: https://www.waldkindergarten-bamberg.de/

(1) Dr. phil. Häfner, Peter: „Natur- und Waldkindergärten in Deutschland –  eine Alternative zum Regelkindergarten in der vorschulischen Erziehung“, Diss. 2008, Universität Heidelberg, S. 35ff.

(2) HENTIG, H. VON:  Humanisierung, eine verschämte Rückkehr zur Pädagogik?  Stuttgart 1993, S. 56, zit. nach Dr. phil. Häfner, Peter: „Natur- und Waldkindergärten in Deutschland –  eine Alternative zum Regelkindergarten in der vorschulischen Erziehung“, Diss. 2008, Universität Heidelberg, S. 40.

(3) Vgl. BildungsklickTV: „‚Begeisterte Entdecker bleiben‘ – Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther“, URL: https://www.youtube.com/watch?v=Sdf1_k0UO3w [letzter Aufruf am 22.03.2020].

Wer sich für das Thema „Kindergarten“ interessiert, kann sich hier weiter umschauen:

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Posted by Ann-Kathrin Fischer in Ann-Kathrin Fischer, Kindheit, Pädagogische Projekte für Kinder/Jugendliche
Kinderorientierte Familientherapie (KOF)

Kinderorientierte Familientherapie (KOF)

Der Mosaikstein in einem komplexen Muster

Die Kinderorientierte Familientherapie (KOF) vereint Elemente des Elterncoachings und der klassischen Spiel- und systemischen Familientherapie. Vor gut zehn Jahren kam das systemische Verfahren, das auf gemeinschaftlichem Handeln im Spiel basiert, nach Deutschland. Der Norweger Martin Soltvedt entwickelte es in den 1980er Jahren. Vor wenigen Jahren brachte der Dipl. Psychologe Bernd Reiners es nach Deutschland. Die Therapie strebt danach, für eine angenehme, freudige Interaktion mit heilendem Potenzial zwischen Kindern und Eltern zu sorgen.

„Wir haben schon immer sehr intensiv familientherapeutisch gearbeitet. Viele von diesen Maßnahmen sind aber mehr an Erwachsenen beziehungsweise an Jugendlichen orientiert, da man viel miteinander sprechen muss“, sagt die Dipl. Psychologin Carolin Schmidt. Sie arbeitet als Therapeutin bei der Geschwister-Gummi-Stiftung in der Kinder- und Jugendhilfe in Kulmbach. Bei KOF gehe es viel mehr darum, über ein gemeinsames Spiel und die anschließende Reflektion mit Kind und Eltern, an der Interaktion zu arbeiten. So spielt die Therapeutin gemeinsam mit dem Kind und den Eltern im Sand und zeichnet die Spielsequenzen auf, um sie später mit den Eltern problem- und lösungsorientiert zu analysieren. Durch das gemeinsame Spiel möchte man die kindliche Perspektive in die diagnostisch-therapeutische Arbeit einbinden.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderorientierte Familientherapie definiert die Anwendungsbereiche wie folgt: bei kindlicher Aggression, Angst oder Schüchternheit, bei Kommunikationsstörungen zwischen den Eltern und dem Kind oder bei Einschränkungen in der pädagogischen Handlungskompetenz der Eltern. Genauso gut könne es bei einer Anbahnung von Adoptions- und Pflegeverhältnissen oder Sorgerechtsentscheidungen angewandt werden.

Ein Beispiel von Caroline Schmidt aus dem Buch „Neue Wege im Sand“:

Achtjähriges Mädchen:

Das Kind war unter anderem wegen Aufsichtspflichtverletzungen der Mutter und verbaler sowie physischer Gewalt durch deren Lebensgefährten gegenüber Kind und Mutter in Obhut genommen worden. Nach einigen grundlegenden Veränderungen im mütterlichen Lebensumfeld sollte mit familiengerichtlicher Zustimmung das Mädchen wieder in den Haushalt der Mutter zurückgeführt werden. Das deutlich entwicklungsverzögerte Kind hatte in der Vergangenheit wiederholt in vielen Situationen von der Mutter weder Schutz noch Hilfe erhalten, sodass emotionale Bindung und Beziehung noch belastet waren.

Durch den Einsatz der Kinderorientierten Familientherapie sollte zunächst in der Übergangsphase die Beziehung der beiden wieder verbessert werden. Im Spiel verhielt sich das Mädchen verunsichert. Mehrfach baute es den Kasten mit Spielmaterial völlig zu, sodass den anderen Spielern kaum Raum blieb. Auf Fragen der Mitspieler, die dem Spielinhalt dienten, reagierte es kaum. Meist war das Kind enorm lange mit sich beschäftigt; Kontakt zur mütterlichen Figur oder ein gemeinsames Tun entstanden kaum. Auf der Realebene suchte das Mädchen zur Bestätigung den Blickkontakt zur Mutter oder deren körperliche Nähe.

Im Rahmen der Videoreflexion konnte erarbeitet werden, welches Maß an Führung durch die Mutter das Kind einerseits benötigte, um die notwendige Sicherheit zu erhalten. Andererseits wurde in mehreren Spielsequenzen ausprobiert, welchen Raum und wie viel Zeit das Kind braucht, um sich (auf spielerischer Ebene) selbst zu finden und somit auch sicherer in den Kontakt zu gehen. Da die Mutter ebenfalls kognitiv eingeschränkt war, profitierte sie von den praktischen Eindrücken im Spiel besonders, und konnte mit Anleitung und Ausprobieren die kindlichen Bedürfnisse zunehmend besser erkennen. Auch hatte die Mutter selbst sichtlich Freude an der Methode, in der sie sich als wirksam und aktiv erleben konnte.

Nach der Rückführung zur Mutter wurde in der Fortsetzung zusammen mit den anderen Fallbegleitern an pädagogischen Themen gearbeitet wie Strukturen zu geben, Grenzen zu achten, Durchsetzungsfähigkeit zu stärken, Beziehung zu stabilisieren. Erziehungsberatung, teilstationäre heilpädagogische Versorgung in der Tagesstätte und Fortführung der Kinderorientierten Familientherapie können hier als „gemeinsamer Versuch“ verstanden werden, Mutter und Kind das Zusammenleben wieder zu ermöglichen.

Caroline Schmidt schrieb in dem Buch „Neue Wege im Sand“ (Hrsg. W. Brächter & B. Reiner) einen Beitrag über die „Kinderorientierte Familientherapie im Heimkontext“. Dabei stellt sie folgende wesentliche Merkmale von KOF vor: Gemeinsamkeit, Klarheit, Kindorientierung, Übernahme der Kindperspektive und Gefühle erkennen. Die Kinder müssen von den Eltern spüren, dass sie wertvoll, wichtig, kompetent und liebenswert sind. Sie müssen auf Verständnis, Schutz und Unterstützung vertrauen.

Die Geschwister-Gummi-Stiftung Kulmbach bietet diese Art von Therapie im stationären und teilstationären Bereich an. „Wir bieten KOF in der Hilfeplanung als Angebot vor allem bei Rückführungen von Kindern in die Familien an“, sagt Caroline Schmidt. Die Sitzungen fänden meist einmal in der Woche statt. „Wir Therapeuten achten dann gezielt darauf, wo es Schwierigkeiten im Alltag gibt, die sich auch im Spiel zeigen.“ Das Spiel werde dann individuell an jedes Kind angepasst. So nimmt man mal mehr, mal weniger Spielmaterial oder man lässt die Eltern erst später mit hinzukommen. Dabei gilt: „So viel Struktur wie nötig, so viel Flexibilität wie möglich.“

KOF sei laut Caroline Schmidt keine Methode, die spezifisch an Krankheitsbildern orientiert ist und die immer nach einem bestimmten Konzept funktioniert. KOF sei eher ein Impulsgeber, ein Baustein in einem Maßnahmenpaket und nur ein kleiner Anteil in einem großen Gebilde.

Quellen:

  • Das Buch: „Neue Wege im Sand“. Systemisches Sandspiel und Kinderorientierte Familientherapie von Wiltrud Brächter und Bernd Reiners (Hrsg.), Heidelberg 2018 (Carl-Auer-Verlag)
  • Deutsche Gesellschaft für Kinderorientierte Familientherapie
  • Dipl. Psychologin Caroline Schmidt, Geschwister-Gummi-Stiftung, Zentrum Familie und Erziehung
Posted by Sarah Schmidt in Kindheit, Kindheit im Wandel der Zeit, Sarah Schmidt
Kindheit in der Nachkriegszeit

Kindheit in der Nachkriegszeit

Wie denken Senioren heute eigentlich über ihre eigene Kindheit? Wie gut ist sie ihnen im Gedächtnis geblieben? Gibt es eine Erinnerung, an die man besonders gerne zurückdenkt? Und was finden die Senioren heute besser oder schlechter als früher? Wir haben uns in der Kulmbacher Altstadt über die Nachkriegszeit in Oberfranken umgehört.

Stimmen von Senioren

Mehr zum Thema:

Posted by Sarah Schmidt in Kindheit, Kindheit im Wandel der Zeit, Sarah Schmidt