Tristesse statt Lichterglanz

Von Willy Rebhan

In ganz Bayern hatten sich Menschen auf ihren Weihnachtsmarkt gefreut. Freunde treffen. Glühwein trinken. Leckereien genießen. Doch erneut die Enttäuschung. Bayernweit sind alle Weihnachtsmärkte abgesagt. Auch im Herzen von Coburg herrscht Tristesse statt Lichterglanz. Doch diese Entscheidung ist nicht nachvollziehbar. Soviel Doppelmoral schwer erträglich .

Klar, die Inzidenzen und Fallzahlen steigen weiter. Doch während Weihnachtsmärkte nicht einmal unter 2G-Plus-Regeln stattfinden dürfen, schert man sich andernorts wenig um die Pandemie. Beim Bundesliga-Spiel Köln gegen Gladbach sitzen, stehen und gröhlen mehr als 50.000 Menschen im Stadion. Ohne Abstand. Ohne Masken. Ohne Hemmungen. Klar, anderes Bundesland. Aber wieso muss angesichts einer deutschlandweiten Katastrophe wie Corona jede Landesregierung ihre eigenen Spielregeln durchdrücken?

In Bayern sind wir es gewohnt, immer die strengsten Auflagen zu haben. Es hatte sich schon angedeutet. Exakt einen Monat vor Heiligabend und eine Woche vor der geplanten Eröffnung die frostige Ansage: Der Coburger Weihnachtsmarkt ist abgesagt. Selbst die ausgeklügelten Maßnahmen der Stadt haben die Staatsregierung nicht überzeugt. Obwohl doch alles draußen, an der frischen Luft, stattgefunden hätte. Also nicht einmal dieses Hygienekonzept der Coburger, mit Netz und doppeltem Boden, reichte aus. Geimpfte und Genesene hätten sich sogar zusätzlich testen lassen.

Es wäre der richtige Schritt gewesen. Hin zum echten Leben. Und wieder trifft es diejenigen, die sich seit Beginn der Pandemie an alle Vorgaben halten. Abstand. Maske. Impfung. Trotzdem kein Weihnachtsmarkt. Doch ist das wirklich fair? Die Schausteller hatten bereits ihre Waren eingekauft und auf etwas Umsatz gehofft. Vor allem, weil sie bereits im vergangenen Jahr eine Nullnummer verkraften mussten. Viele Medien berichteten zurecht darüber, dass die Corona-Krise Künstler, Gastronomen und Selbstständige am härtesten trifft.

Nein, all das ist alles andere als fair. Und nochmals nein: Es war keine sinnvolle Entscheidung. Viele Coburger hatten sich auf ihren Weihnachtsmarkt gefreut. Nach knapp zwei Jahren Pandemie wäre das ein Signal der Hoffnung gewesen. Frei nach dem einstigen Trainer von Eintracht Frankfurt, Dragoslav Stepanovic. Jener pflegte nach Niederlagen zu sagen: „Lebbe geht weiter.“ Aber: Das Leben muss wohl noch ein bisschen warten. Solange, bis Politiker nicht nur panikartig reagieren, sondern ein Gespür für die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger entwickeln.

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Crossmedia Journalist

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