Kindheit

„Reli“ oder doch lieber „Ethik“?

„Reli“ oder doch lieber „Ethik“?

Interview mit Christina Flauder

Welche Stellung hat der Religionsunterricht in Bayern? Darüber habe ich mit Christina Flauder,  stellvertretender Landrätin in Kulmbach und Mitglied der 12. Synode der evangelischen Kirche in Deutschland, gesprochen.

Was sie zum Thema Glaube und Religion, sowie zu alternativen Unterrichtsformen wie der Idee des Dialogunterrichtes von FDP-Landtagsabgeordneten Matthias Fischbach (https://twitter.com/fdpltby/status/1096697897838628864) sagt, hört ihr hier…

Kurzprofil

Name: Christina Flauder

Beruf: Sachbearbeiterin AOK/Stellv. Landrätin

Wohnort: Kulmbach

Wahlregion: Thurnau, Kulmbach

Art. 46 Religionsunterricht: (1) 1Der Religionsunterricht ist an den Grundschulen, Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien, Förderschulen, Berufsschulen, Wirtschaftsschulen, Fachoberschulen, Berufsoberschulen, an sonstigen Schulen nach Maßgabe der Schulordnung, ordentliches Lehrfach (Pflichtfach). 2Er wird nach Bekenntnissen getrennt in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der betreffenden Kirche oder Religionsgemeinschaft erteilt.

Wer sich für das Thema „Religion und Glaube“ interessiert, kann sich hier weiter umschauen:

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Posted by Ann-Kathrin Fischer in Ann-Kathrin Fischer, Kindheit, Pädagogische Projekte für Kinder/Jugendliche
Waldkindergarten in Bamberg

Waldkindergarten in Bamberg

Die Heimat des Kindergartens ist der Bruderwald

Zunächst einmal sei ein Waldkindergarten ein ganz normaler Kindergarten, erklärt Diplom-Pädagogin Stefanie Baumann, Leiterin der Einrichtung. Auch er sei an das bayrische Kindertagesstättengesetz gebunden. Der Unterschied besteht nur darin, dass die Kinder mit ihren ErzieherInnen eben täglich und bei jedem Wetter draußen im Wald unterwegs sind. Bei „Die kleinen Waldschrate e.V.“ handle es sich um einen „kleinen, familiären Verein“, erzählt sie weiter, der sich anfallende Aufgaben teilt. Wie die meisten Einrichtungen dieser Art besitzen auch „Die Kleinen Waldschrate e.V.“ eine Hütte, in die sie sich bei Regen zurückziehen können. Sie liegt im Bruderwald verborgen zwischen dem Naturwaldreservat „Wolfsruhe“ und dem Klinikum Bamberg.

Der Kindergarten-Alltag

Jeden Morgen läuft die heute 20-köpfige Kindergruppe mit ihren Erziehern den 1,5 km langen Weg vom Eingang des Waldes bis zu der kleinen Lichtung, auf der sich die Hütte befindet. Diese ist bereits vom eingebauten Ofen vorgeheizt, wenn die Kinder nach einstündiger Wanderung zum Frühstück erscheinen. Dann gibt es eine Brotzeit mit Nüssen oder Trockenfrüchten und je nach Jahreszeit auch saisonales Obst und Gemüse.

Die Stromversorgung der Hütte wird durch Solarpanels auf dem Dach gesichert, die eine ausreichende Beleuchtung gewährleisten. „Wir möchten Umwelterziehung auch vorleben“, erklärt Stefanie Baumann. Deshalb wird bei der Wasserversorgung auf Kanister zurückgegriffen, für Wärme sorgt der zentrale Ofen und auf Plastik wird weitestgehend verzichtet. „Weniger kann manchmal mehr sein“, sagt sie. Und dies gilt auch beim Spielen: Wer braucht schon Lego, wenn er mit echten Steinen spielen kann? Wozu Plastikschwerter, wenn es auch mit Stöcken geht? In und in unmittelbarer Nähe der Hütte filzen, schnitzen und basteln die „kleinen Waldschrate“ unter Anleitung.

Über die Verbindung zur Natur

Die Lebenssituation von Kindern sieht heute oft anders aus. Für viele ist sie bestimmt von Reizüberflutung, Bewegungsmangel, funktionellem Spielzeug und geregeltem Freizeitangebot.1 Wald- und Naturkindergärten möchten diesen Umständen mit erlebnis- und beschäftigungsspezifischen Anreizen entgegenwirken.

Dass die Kleinen im Kindergarten keine vorgefertigten Spielwaren vorfinden, fördert in diesem Sinne ihre Kreativität. Auch sind sie so gezwungen, sich untereinander abzusprechen, was die Sozialkompetenzen des Einzelnen und der Gruppe verbessert. Gruppenzugehörigkeit kann wiederum zu einer entspannten Lernatmosphäre beitragen. In einer Zeit, in der viel von „Mobbing“ und „Ellenbogen-Einsatz“ geredet wird, werden diese sozialen Ansätze immer wichtiger.1 „Wir sind ja keine autarken Lebewesen“, verdeutlicht Stefanie Baumann, „wir sind Teil dieser Erde und ich glaube, es ist wichtig, dass wir mit und nicht ohne Mutter Natur aufwachsen“.

Umweltbewusstes Denken ist heute mehr denn je gefragt – doch ist Grundlage dafür, dass man die Natur auch kennt. In diesem Sinn jedenfalls hält Hartmut von Hentig fest: „Wenn ein Kind nie einen Samen gesät, die daraus entstehende Pflanze entdeckt und gehegt hat, wenn es nie einen Baum bestiegen, nie einen Bach gestaut, nie ein gefährdendes Feuer gemacht hat … – wie soll ihm die Erhaltung der Arten, das ökologische Gleichgewicht, die ‚Natur‘, diese ungeheuerlichste Abstraktion aller Abstraktionen, am Herzen liegen“ 2.

Entdeckergeist schulen

Die Erzieher des Waldkindergartens lassen ihre Schützlinge diese „ungeheuerlichste Abstraktion“2 weitgehend selbständig erforschen und entdecken. Darin folgt das pädagogische Konzept den Erkenntnissen des Neurobiologen Prof. Dr. Gerald Hüther, der ideale Lernbedingungen dann gegeben sieht, wenn Kinder ihre angeborene Lust am Entdecken und Gestalten nicht verlieren. 3

„Natürlich geben wir dennoch Impulse und beobachten“, erklärt Stefanie Baumann, „und es ist immer schön anzusehen, wenn Kinder ihre Scheu ablegen, mit ihren roten Wangen in Gummistiefeln durch den Wald laufen, mit ihren Wassereimern und Stöcken – es ist so schön zu sehen, wofür Kinder sich begeistern können und es ist so schade, dass viele Erwachsene das vergessen haben“.

Was für ein Regelkindergartenkind Lego ist, sind für das Waldkindergartenkind Stöcke und Steine. Damit kommt es der Natur in jungen Jahren schon ein ganzes Stück näher. In Waldkindergärten sollen Kinder durch diese Art der Begegnung schon früh lernen, sich als konstruktiver Teil ihrer Umwelt wahrzunehmen. Der Kindergarten „Die kleinen Waldschrate e.V.“ aus Bamberg, der im Jahr 2005 durch eine Elterninitiative ins Leben gerufen wurde, setzt sich für frühe Naturverbundenheit als Basis einer nachhaltigen Entwicklung ein.

Der Kindergarten-Alltag

Über die Verbindung zur Natur

Entdeckergeist schulen

OberfrankenOberfranken
Die Kleinen waren fleißig

Für mehr Informationen: https://www.waldkindergarten-bamberg.de/

(1) Dr. phil. Häfner, Peter: „Natur- und Waldkindergärten in Deutschland –  eine Alternative zum Regelkindergarten in der vorschulischen Erziehung“, Diss. 2008, Universität Heidelberg, S. 35ff.

(2) HENTIG, H. VON:  Humanisierung, eine verschämte Rückkehr zur Pädagogik?  Stuttgart 1993, S. 56, zit. nach Dr. phil. Häfner, Peter: „Natur- und Waldkindergärten in Deutschland –  eine Alternative zum Regelkindergarten in der vorschulischen Erziehung“, Diss. 2008, Universität Heidelberg, S. 40.

(3) Vgl. BildungsklickTV: „‚Begeisterte Entdecker bleiben‘ – Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther“, URL: https://www.youtube.com/watch?v=Sdf1_k0UO3w [letzter Aufruf am 22.03.2020].

Wer sich für das Thema „Kindergarten“ interessiert, kann sich hier weiter umschauen:

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Posted by Ann-Kathrin Fischer in Ann-Kathrin Fischer, Kindheit, Pädagogische Projekte für Kinder/Jugendliche
Kinderorientierte Familientherapie (KOF)

Kinderorientierte Familientherapie (KOF)

Der Mosaikstein in einem komplexen Muster

Die Kinderorientierte Familientherapie (KOF) vereint Elemente des Elterncoachings und der klassischen Spiel- und systemischen Familientherapie. Vor gut zehn Jahren kam das systemische Verfahren, das auf gemeinschaftlichem Handeln im Spiel basiert, nach Deutschland. Der Norweger Martin Soltvedt entwickelte es in den 1980er Jahren. Vor wenigen Jahren brachte der Dipl. Psychologe Bernd Reiners es nach Deutschland. Die Therapie strebt danach, für eine angenehme, freudige Interaktion mit heilendem Potenzial zwischen Kindern und Eltern zu sorgen.

„Wir haben schon immer sehr intensiv familientherapeutisch gearbeitet. Viele von diesen Maßnahmen sind aber mehr an Erwachsenen beziehungsweise an Jugendlichen orientiert, da man viel miteinander sprechen muss“, sagt die Dipl. Psychologin Carolin Schmidt. Sie arbeitet als Therapeutin bei der Geschwister-Gummi-Stiftung in der Kinder- und Jugendhilfe in Kulmbach. Bei KOF gehe es viel mehr darum, über ein gemeinsames Spiel und die anschließende Reflektion mit Kind und Eltern, an der Interaktion zu arbeiten. So spielt die Therapeutin gemeinsam mit dem Kind und den Eltern im Sand und zeichnet die Spielsequenzen auf, um sie später mit den Eltern problem- und lösungsorientiert zu analysieren. Durch das gemeinsame Spiel möchte man die kindliche Perspektive in die diagnostisch-therapeutische Arbeit einbinden.

Die Deutsche Gesellschaft für Kinderorientierte Familientherapie definiert die Anwendungsbereiche wie folgt: bei kindlicher Aggression, Angst oder Schüchternheit, bei Kommunikationsstörungen zwischen den Eltern und dem Kind oder bei Einschränkungen in der pädagogischen Handlungskompetenz der Eltern. Genauso gut könne es bei einer Anbahnung von Adoptions- und Pflegeverhältnissen oder Sorgerechtsentscheidungen angewandt werden.

Ein Beispiel von Caroline Schmidt aus dem Buch „Neue Wege im Sand“:

Achtjähriges Mädchen:

Das Kind war unter anderem wegen Aufsichtspflichtverletzungen der Mutter und verbaler sowie physischer Gewalt durch deren Lebensgefährten gegenüber Kind und Mutter in Obhut genommen worden. Nach einigen grundlegenden Veränderungen im mütterlichen Lebensumfeld sollte mit familiengerichtlicher Zustimmung das Mädchen wieder in den Haushalt der Mutter zurückgeführt werden. Das deutlich entwicklungsverzögerte Kind hatte in der Vergangenheit wiederholt in vielen Situationen von der Mutter weder Schutz noch Hilfe erhalten, sodass emotionale Bindung und Beziehung noch belastet waren.

Durch den Einsatz der Kinderorientierten Familientherapie sollte zunächst in der Übergangsphase die Beziehung der beiden wieder verbessert werden. Im Spiel verhielt sich das Mädchen verunsichert. Mehrfach baute es den Kasten mit Spielmaterial völlig zu, sodass den anderen Spielern kaum Raum blieb. Auf Fragen der Mitspieler, die dem Spielinhalt dienten, reagierte es kaum. Meist war das Kind enorm lange mit sich beschäftigt; Kontakt zur mütterlichen Figur oder ein gemeinsames Tun entstanden kaum. Auf der Realebene suchte das Mädchen zur Bestätigung den Blickkontakt zur Mutter oder deren körperliche Nähe.

Im Rahmen der Videoreflexion konnte erarbeitet werden, welches Maß an Führung durch die Mutter das Kind einerseits benötigte, um die notwendige Sicherheit zu erhalten. Andererseits wurde in mehreren Spielsequenzen ausprobiert, welchen Raum und wie viel Zeit das Kind braucht, um sich (auf spielerischer Ebene) selbst zu finden und somit auch sicherer in den Kontakt zu gehen. Da die Mutter ebenfalls kognitiv eingeschränkt war, profitierte sie von den praktischen Eindrücken im Spiel besonders, und konnte mit Anleitung und Ausprobieren die kindlichen Bedürfnisse zunehmend besser erkennen. Auch hatte die Mutter selbst sichtlich Freude an der Methode, in der sie sich als wirksam und aktiv erleben konnte.

Nach der Rückführung zur Mutter wurde in der Fortsetzung zusammen mit den anderen Fallbegleitern an pädagogischen Themen gearbeitet wie Strukturen zu geben, Grenzen zu achten, Durchsetzungsfähigkeit zu stärken, Beziehung zu stabilisieren. Erziehungsberatung, teilstationäre heilpädagogische Versorgung in der Tagesstätte und Fortführung der Kinderorientierten Familientherapie können hier als „gemeinsamer Versuch“ verstanden werden, Mutter und Kind das Zusammenleben wieder zu ermöglichen.

Caroline Schmidt schrieb in dem Buch „Neue Wege im Sand“ (Hrsg. W. Brächter & B. Reiner) einen Beitrag über die „Kinderorientierte Familientherapie im Heimkontext“. Dabei stellt sie folgende wesentliche Merkmale von KOF vor: Gemeinsamkeit, Klarheit, Kindorientierung, Übernahme der Kindperspektive und Gefühle erkennen. Die Kinder müssen von den Eltern spüren, dass sie wertvoll, wichtig, kompetent und liebenswert sind. Sie müssen auf Verständnis, Schutz und Unterstützung vertrauen.

Die Geschwister-Gummi-Stiftung Kulmbach bietet diese Art von Therapie im stationären und teilstationären Bereich an. „Wir bieten KOF in der Hilfeplanung als Angebot vor allem bei Rückführungen von Kindern in die Familien an“, sagt Caroline Schmidt. Die Sitzungen fänden meist einmal in der Woche statt. „Wir Therapeuten achten dann gezielt darauf, wo es Schwierigkeiten im Alltag gibt, die sich auch im Spiel zeigen.“ Das Spiel werde dann individuell an jedes Kind angepasst. So nimmt man mal mehr, mal weniger Spielmaterial oder man lässt die Eltern erst später mit hinzukommen. Dabei gilt: „So viel Struktur wie nötig, so viel Flexibilität wie möglich.“

KOF sei laut Caroline Schmidt keine Methode, die spezifisch an Krankheitsbildern orientiert ist und die immer nach einem bestimmten Konzept funktioniert. KOF sei eher ein Impulsgeber, ein Baustein in einem Maßnahmenpaket und nur ein kleiner Anteil in einem großen Gebilde.

Quellen:

  • Das Buch: „Neue Wege im Sand“. Systemisches Sandspiel und Kinderorientierte Familientherapie von Wiltrud Brächter und Bernd Reiners (Hrsg.), Heidelberg 2018 (Carl-Auer-Verlag)
  • Deutsche Gesellschaft für Kinderorientierte Familientherapie
  • Dipl. Psychologin Caroline Schmidt, Geschwister-Gummi-Stiftung, Zentrum Familie und Erziehung
Posted by Sarah Schmidt in Kindheit, Kindheit im Wandel der Zeit, Sarah Schmidt
Kindheit in der Nachkriegszeit

Kindheit in der Nachkriegszeit

Wie denken Senioren heute eigentlich über ihre eigene Kindheit? Wie gut ist sie ihnen im Gedächtnis geblieben? Gibt es eine Erinnerung, an die man besonders gerne zurückdenkt? Und was finden die Senioren heute besser oder schlechter als früher? Wir haben uns in der Kulmbacher Altstadt über die Nachkriegszeit in Oberfranken umgehört.

Stimmen von Senioren

Mehr zum Thema:

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Wie hat sich Religion im Wandel der Zeit verändert?

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Die stellvertretende Landrätin von Kulmbach Christina Flauder im Interview

Christina Flauder ist seit vielen Jahren Mitglied in der Landessynode der evangelischen Kirche in Bayern und erzählt uns im Interview einiges über ihre eigene Kindheit in Oberfranken und über ihren Glauben zu Gott und wie er sie durch ihr Leben begleitet hat.

Die Fragen

  1. Ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Zeit , die Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist? (1:00)
  2. Wurden Sie von Anfang an religiös erzogen? (1:26)
  3. Hat das Interesse an der Religion in ihrem Jugendalter einmal abgenommen? (1:50)
  4. War die Religion früher strenger und strikter als heute? (2:31)
  5. Gab es eine Zeit oder einen Moment in ihrem Leben wo sie am Glauben zu Gott gezweifelt haben? (2:56)

Das Interview

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Wie sieht Religion und Glaube in der Zukunft aus?

Wie sieht Religion und Glaube in der Zukunft aus?

Die stellvertretende Landrätin von Kulmbach Christina Flauder im Interview

Sarah Schmidt (von links), gemeinsam mit dem Studienleiter Thomas Nagel und der stellvertretenden Landrätin von Kulmbach Christina Flauder.

Christina Flauder ist seit mehreren Jahren Mitglied in der Landessynode der evangelischen Kirche in Bayern und erzählt uns einiges über ihren Glauben zu Gott und wie sie sich die Zukunft der Kirche, auch in Bezug auf den Stellenwert der Religion, in Kulmbach vorstellt.

Die Fragen

  1. Sind Sie der Meinung, dass die Religion ein wichtiger Bestandteil in der Erziehung von Kindern ist? (1:00)
  2. Finden Sie es richtig und wichtig, dass Eltern ihre Kinder in den zur Konfession passenden Kindergarten schicken? (1:38)
  3. Kann es sein, dass der Religionsunterricht in den Schulen aktuell zu kurz kommt? (2:09)
  4. Müsste man die Religion – ganz allgemein – heutzutage moderner und offener gestalten, um Jugendliche besser anzusprechen? (2:43)
  5. Gab es eine Zeit oder einen Moment in ihrem Leben, wo sie am Glauben zu Gott gezweifelt haben? (3:35)

Das Interview

Ein Interview mit Pfarrer Ulrich Winkler

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Zusammentreffen von Jung und Alt – Die große Chance

Zusammentreffen von Jung und Alt – Die große Chance

Begegnungen zwischen Jung und Alt stärken das Verständnis füreinander. Gemeinsam lernen, lauschen und lachen – ein Projekt auf Augenhöhe. Geht da nicht noch mehr?

Themenschwerpunkte:

„Ich glaube, das kann ich nicht“, sagt die Rentnerin leise. Die Schülerin Celina reagiert gekonnt: „Probieren Sie es doch mal. Was genau möchten Sie denn basteln?“ fragt Celina die im Rollstuhl sitzende Seniorin, die erst etwas später zum Basteltisch dazugekommen ist. „Wie bitte?“, fragt die Dame im blauen Pullover. Celina spricht lauter: „Wollen Sie lieber einen Vogel, einen Hasen oder eine Blume basteln?“ „Ach, halt das was am einfachsten ist“, erwidert die gut zurechtgemachte Dame mit einem schüchternen Lächeln. Celina zückt die Schablone der Blume und legt Ingrid Söllner (Name geändert) Buntstifte zurecht. „Das Ausmalen können Sie auf jeden Fall selbst probieren“, ermutigt sie die Seniorin. Diese lächelt und hat sichtlich Freude daran, mit dem Mädchen ein Bild zu gestalten.

Das Projekt

Celina und ihre drei Klassenkameradinnen Nina, Vanessa und Lea sind Achtklässlerinnen an der Carl-von-Linde-Realschule in Kulmbach. Seit zirka fünf Monaten besuchen sie alle zwei Wochen das Heiner-Stenglein-Seniorenheim nach ihrer regulären Schulzeit. Dort basteln, kochen, backen und spielen sie mit den Rentnern. Alle vier sind im Sozialzweig und konnten sich aus freiwilligen Angeboten neben der Schule ihre Favoriten auswählen. Die Kooperation zwischen der Realschule und dem Seniorenheim gibt es laut der Sozialpädagogin Silvia Bauernfeind, die das Projekt von Seiten des Altenheims betreut, schon vierzehn Jahre und sei „eine große Bereicherung für beide Parteien“. „Es ist so spannend, das Agieren zwischen den Senioren und den Jugendlichen zu beobachten. Was dabei für Gesprächsthemen und Ideen entstehen ist der Wahnsinn.“

„Es soll nicht so aussehen, als wäre es dieses typische Altenheim Basteln“, stellt Silvia Bauernfeind klar, während sie mit Schere, Stiften und buntem Tonpapier in den Speisesaal läuft. Das graue, stürmische Wetter lässt es nicht zu, dass viel Licht in den großen Raum fällt und dennoch wirkt der Saal freundlich und hell. Mit einem freundlichem, aber nicht übertriebenen Lächeln, läuft Silvia Bauernfeind zwischen den vielen Tischen umher. Mit ihrer lockeren, flapsigen Art schafft sie es immer wieder für Gelächter im Raum zu sorgen. Nachdem sie die Bastelutensilien auf dem langen hellbraunen Tisch, an dem sich mittlerweile knapp zehn Rentner versammelt haben, abstellt, holt sie eine weise Plastikschüssel hervor, in der sich zahlreiche Gummibärchen und Schokoriegel befinden. „Kommt, greift zu“, fordert sie, während sie sich auf den Weg zu vier Schülerinnen macht, die gerade ihre Schulranzen und Jacken im hinteren Eck des Raumes ablegen.

Erlebnisse zwischen den Schülern und den Senioren

Als die Schülerin Celina über die letzten Nachmittage mit den Senioren nachdenkt, muss sie schmunzeln. „Letztens hat mich der Herr Bernbusch (Name geändert) gefragt wie ein Smartphone funktioniert und was ein Hashtag ist“, erzählt sie und beginnt zu lachen. Ihre drei Kolleginnen beginnen auch zu lachen. Sie können sich scheinbar an die Situation erinnern. „Da merkt man, dass die Senioren was neues digitales von uns lernen möchten“, ergänzt Celina mit einem stolzen Lächeln. „Ja, ich finde auch dass sie sich für uns interessieren, sie fragen zum Beispiel nach, wie es in der Schule läuft oder wie es uns geht. Aber sie erzählen natürlich auch gerne von sich und von ihrer Jugend“, sagt Lea, die in ihrer etwas zurückhaltenden Art plötzlich spürbar auftaut, wenn sie von der gemeinsamen Zeit mit den Senioren spricht. „Sie haben ja auch deutlich mehr Erfahrung als wir, also finde ich es auch immer cool, wenn sie etwas von ihrem Leben erzählen“, meint Celina.

Soziales Engagement von Schülern

Die vier Mädels scheinen für ihr junges Alter schon sehr zielorientiert zu sein und haben größtenteils schon Pläne, die sie in der Zukunft verfolgen möchten. Die sozialen Projekte, die neben der Schule angeboten werden, sollen ihnen dabei sehr geholfen haben. „Klar will ich später auch was Soziales machen.“ Die Antwort von Lea kommt wie aus der Pistole geschossen. Die 13-jährige ist schon von klein auf in Pflegeheimen gewesen, da ihre Mutter in diesem Bereich arbeitet und sie immer mitgenommen hat. Lea engagiert sich zusätzlich in ihrer Schule beim Sanitätsdienst. „Das möchte ich später auch einmal machen, ich möchte Rettungssanitäterin werden“, verdeutlicht die Schülerin mit einem starken Gesichtsausdruck, als würde nichts anderes mehr in Frage kommen. Ihrer Klassenkameradin Celina hat das Projekt in einer anderen Art und Weise die Augen geöffnet. „Ich gehe zusätzlich zu den Nachmittagen im Altenheim auch noch in einen Kindergarten, um dort nach der Schule auszuhelfen. Das macht mir beides viel Spaß, aber ich habe gemerkt, dass ich nichts Soziales als festen Beruf machen möchte.“ Silvia Bauernfeind kommt zufällig zum Gespräch dazu und legt für einen kurzen Moment die Süßigkeitenschüssel zur Seite. „Ich finde es wirklich klasse, dass es jedes Jahr aufs Neue Schüler gibt, die sich überhaupt für dieses Projekt engagieren. Ich möchte aber auf gar keinen Fall, dass die Schüler denken, ich möchte sie zu einem sozialen Beruf drängen. Ich hoffe einfach, dass sie in der Zukunft immer mal an diese Momente zurückdenken und stolz auf sich sind“, sagt sie während sie die vier Schülerinnen mit strahlenden Augen anschaut. Sie sei allgemein sehr stolz auf das Engagement bei Jugendlichen im sozialen Bereich. „Ich finde es toll, dass sich sozial eingestellte Schüler oft sogar für mehr als ein Projekt in ihrer Freizeit einsetzen. Die soziale Arbeit, auch die ehrenamtliche, sollte sich noch viel mehr verbreiten.“

Warum Kreativität gesund ist

 „Warum Kreativität gesund ist“ – der Senioren Ratgeber der Apothekenumschau veröffentlichte Anfang des Jahres einen Bericht zu diesem Thema. „Kreative Beschäftigung ist nicht nur bereichernd, sie kann auch ein Begleiter auf dem Weg eines gesunden und guten Alterns sein“, sagte der Frankfurter Psychiatrie-Professor Johannes Pantel in diesem Bericht. Er verfolgt schon länger Studien zu diesem Thema. Ein Experiment in den USA, bei dem Senioren regelmäßig zu Kunstkursen gingen, bewies, dass diese Rentner seltener zum Arzt müssen, weniger Medikamente nehmen und sich insgesamt gesünder und geistig fitter fühlen. Für Silvia Bauernfeind ist klar, dass den Senioren neben der kreativen Arbeit auch das Miteinander mit Kindern gut tut. Deshalb soll es nach außen, nicht so wirken, als würden alte Leute nur ein bisschen basteln. Das große Ganze solle mehr betrachtet werden. „Ich stelle immer wieder fest, dass die Senioren viel aufgeschlossener und kreativer sind, wenn die jungen Leute bei uns sind. Mit mir würden sie solche Aktionen nie so lange durchziehen“, meint Bauernfeind. „Und das liegt nicht daran, dass ich meinen Job nicht gut mache“, scherzt sie. Es seien die Jugendlichen, die eine andere Motivation bei den Senioren hervorrufen.

Witze, Geschichten von früher und vor allem viele Fragen. Neben dem hochkonzentrierten Basteln der Fensterbilder gibt es auch Phasen, in denen viel gescherzt, gelacht und erzählt wird. Während eines lustigen Gesprächs zwischen Frau Müller (Name geändert) und Lea zückt Silvia Bauernfeind die Kamera. Sie nimmt Frau Müller und Lea als Hauptmotiv. Die Seniorin Müller bleckt die Zunge: „Ich bin aber auch so verrückt“, sagt sie und lacht. „Das sind wir hier doch alle“, entgegnet die Sozialpädagogin und lacht mit.

Was das Ganze bewirken kann

Es sind etliche Vogel-, Kaninchen- und Blumenfensterbilder zusammengekommen. Einige wurden bemalt, andere nur ausgeschnitten. Nach knappen eineinhalb Stunden schreitet Silvia Bauernfeind ein. „Wir müssen langsam zum Ende kommen. Überlegt euch schon mal, was wir das nächste Mal machen können“, fordert die Sozialpädagogin die Schülerinnen und die Rentner auf. Frau Kraus (Name geändert) bringt direkt den ersten Vorschlag. Bislang hat die Seniorin nicht viel gesagt und sich mehr aufs Basteln fokussiert. „Ich möchte gerne ein Osternest basteln, das ich dann aufstellen kann“, sagt sie mit einem leicht fragenden Unterton und weit aufgerissenen Augen. Auch Schülerin Nina, die sich sonst eher ein bisschen zurückhält, hat einen Vorschlag: „Wie wäre es mit Salzteig? Da könnten wir Formen ausstechen und die dann mit Zahnstochern personalisieren.“ Auch Frau Müller, die heute laut Silvia Bauernfeind besonders gut gelaunt sei, meldet sich zu Wort: „Wieso stricken wir nicht mal?“ Lea, die direkt neben ihr sitzt, schaut erschrocken: „Oh, das kann ich nicht.“

Genau dafür ist dieses Projekt vorgesehen. „Ich möchte Jung und Alt zusammenbringen, damit sie voneinander lernen können, sich austauschen und das Miteinander genießen können“, sagt Bauernfeind. Die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligen-Zentren veröffentlichte ihr Projekt „Generationsübergreifendes Lernen“, welches durch das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration gefördert wird, in einem Handbuch. Sie begründen die Notwendigkeit von generationsübergreifendem Lernen wie folgt: „Das Wissen verändert sich rasant, dadurch muss Wissen weitergegeben werden, aber eben nicht nur von Älteren zu Jüngeren, sondern auch umgekehrt. Der Prozess wird so wechselseitig.“ Sie fordern: „Die Aufgabe von Engagement fördernden Einrichtungen muss es unter anderem sein, Begegnungsräume zu schaffen, um den Austausch zwischen den Generationen zu ermöglichen.“ Genau das würde sich auch Silvia Bauernfeind wünschen. „Die Senioren reden Tage danach noch von den Jugendlichen. Ich fände es toll, wenn die Möglichkeit Jung und Alt zusammenzubringen, häufiger genutzt werden würde.“

Frau Kraus, die den Vorschlag mit dem Osternest gebracht hat, scheint ein wahres Basteltalent zu sein. „Ich habe früher schon sehr viel und sehr gern gebastelt.“ Sie freut sich jedes Mal auf die kreativen Nachmittage mit den Schülerinnen. Von einer Blume direkt zur Nächsten. Frau Kraus hört gar nicht mehr auf. Zum Schluss wird noch verziert. Die Kaninchen bekommen Augen und einen Schwanz, die Blumen werden bunt bemalt und der Vogel bekommt Flügel. Höchst konzentriert und perfektionistisch geht Frau Kraus das Basteln an. „Noch fünf Minuten, dann müssen die Mädchen gehen“, sagt Silvia Bauernfeind im Hintergrund. Frau Kraus scheint es überhören zu wollen. Sie reagiert nicht und bastelt unbeeindruckt weiter. Als die Mädchen zusammenpacken und gehen möchten, hält Frau Kraus ihre Blume stolz, aber wortlos nach oben. Sie hat in kürzester Zeit aus dem einschichtigen Fensterbild eine mehrdimensionale Blume gezaubert. Das „typische Altenheim Basteln“ wurde zu einem Kreativnachmittag, von dem Jung und Alt profitieren.

Posted by Sarah Schmidt in Kindheit, Kindheit im Wandel der Zeit, Sarah Schmidt
Digitaler Unterricht – Der unaufhaltsame Weg

Digitaler Unterricht – Der unaufhaltsame Weg

Bianca Simon

Dort wo vor hundert Jahren Tintenfässchen, Schiefertafeln und Kreidestückchen lagen, lagen vor 50 Jahren ausschließlich Bücher, Hefte und ein Federmäppchen auf einem kleinen Holztisch. Und heute? Heute stehen den Schülern, ergänzend zu den Büchern und Heften im Unterricht oft Tablets zur Verfügung. Zudem sieht man im Klassenzimmer des 21. Jahrhunderts nicht mehr nur dunkelgrüne Kreidetafeln, sondern immer häufiger auch interaktive Touchdisplays. So kann der Unterricht von Schülern und Lehrkräften beispielsweise durch selbst erstellte interaktive Bücher und Erklärvideos angereichert werden. Zudem können am Touchdisplay zeitgleich mehrere Arbeitsergebnisse der Schüler betrachtet, verglichen und gemeinsam reflektiert werden.

Diese digitalen Medien integriert auch Bianca Simon in ihren täglichen Unterricht. Sie ist Lehrerin an der Friedrich-von-Ellrodt Schule Neudrossenfeld und gleichzeitig als medienpädagogische Beraterin digitaler Bildung (mBdB) für die Schulamtsbezirke Bayreuth und Kulmbach tätig. Sie berät aktuell zirka 66 Schulen und deren Schulaufwandsträger in der Stadt und im Landkreis Kulmbach und Bayreuth, darunter ebenfalls die Schulleiter, die Lehrkräfte und die Schüler selbst.

Eine Statistik von Duden Learnattack und YouGov hat Anfang 2019 Schülerinnen und Schüler (488), Lehrerinnen und Lehrer (204) und Eltern (419) zu den Vorteilen digitalen Lernens befragt. Auf Platz 1 landete damals bei den drei Parteien die Vielfalt der Lerninhalte, auf Platz 2 der zeit- und ortsunabhängige Zugriff und auf Platz 3 die Vorbereitung auf eine zunehmende digitalisierte Arbeitswelt.

Dass ein mündiger Umgang mit Medien unter anderem wichtig für den zukünftigen Job ist, findet auch Bianca Simon. Genauso wichtig sei es für sie, dass die Schüler das Gelernte auch jetzt schon in ihrem Alltag umsetzen können. „Das Internet ist kein rechtsfreier Raum“, sagt sie. „Die Schüler müssen lernen, Fake News zu identifizieren, ethnische Regeln für den respektvollen Umgang miteinander verinnerlichen, rechtliche Grundkenntnisse im Internet erwerben und einen sicheren Umgang mit sozialen Netzwerken lernen.“ Die medienerzieherische Arbeit sei also aktuell wichtiger denn je. „Begriffe wie Cybermobbing und Sexting sind leider keine Fremdwörter mehr.“ Apps wie WhatsApp, Facebook, Instagram, Youtube und TikTok sind vor allem in den höheren Klassen auf jedem Smartphone vorzufinden. Die medienerzieherische Arbeit müsse aber schon im früheren Alter geleistet werden. „Wir müssen den Kindern und Jugendlichen beibringen, welche Rechte und Pflichten sie im Internet haben und wie sie digitale Medien reflektiert und mündig einsetzen.“ Eine Statistik des Deutschen Jugendinstituts zeigt im Jahr 2016, dass im Alter von 6 Jahren 26 Prozent der Kinder das Internet nutzen. Im Alter von 8 sind es mehr als doppelt so viele: 63 Prozent. Für Frau Simon ist dies ein weiterer Grund dafür, dass Lehrer mit den Schülern schon im Grundschulalter damit beginnen sollten, medienerzieherische Themen zu behandeln und mediendidaktische Aspekte der Unterrichtsplanung zu berücksichtigen.

Laut Bianca Simon braucht digitale Bildung „ohne Zweifel entsprechende Ausstattung“. Aber das sei aber bei weitem nicht alles. Sie fügt hinzu: „Denn nur mit der nötigen Ausstattung gelinge keine Medienbildung, aber ohne Medienbildung könne sich der gesamte Nutzen der Ausstattung nicht entfalten. Ausstattung und Medienbildung müssen Hand in Hand gehen.“ Die Bertelsmann Stiftung erstellte dazu im Jahr 2017 eine Statistik: Von 542 Lehrkräften gaben 26 Prozent an, die digitalen Medien häufig für Projektarbeiten zu nutzen. 50 Prozent nutzen sie nur gelegentlich. Laut Bianca Simon wäre es wichtig, die digitalen Medien an gewinnbringenden Stellen fließend in den Unterricht zu integrieren und nicht nur zur reinen Projektarbeit zu nutzen. Am beliebtesten seien laut der Lehrerin bei den meisten: Tablets, Laptops, Beamer und Panels. Das verstehe sie, denn damit könne man im alltäglichen Unterricht am agilsten arbeiten.

Um die technischen Hilfsmittel nutzen zu können, muss man sie natürlich erst einmal besitzen. Entscheidend hierfür sei laut Bianca Simon das Medienentwicklungskonzept, das jede Schule erstellt. Dieses besteht aus drei Teilbereichen: dem Mediencurriculum, dem Ausstattungsplan und der Fortbildungsplanung. Die Schulen sollen sich bewusst darüber sein wo sie derzeit stehen, wo sie hinmöchten und wie sie ihre Ziele erreichen wollen. Dabei solle eine enge Kommunikation zwischen der Schule und dem zuständigen Schulaufwandsträger gepflegt werden.

Neben vielen Vorteilen, die der digitale Unterricht bietet, liest man dennoch immer wieder, dass es zu Problemen mit der Technik kommt. Neben der unzuverlässigen Medientechnik zeigt eine Statistik der Bertelsmann Stiftung, dass auch ungeklärte Lizenz- und Datenschutzfragen sowie die fehlende Medienkompetenz einiger Lehrer ein Problem für die Schulen darstellen. Umso wichtiger sei es, dass die Lehrkräfte Fortbildungen im Bereich der digitalen Bildung erhalten. Dem Vorurteil, dass ältere Kollegen kein Interesse und kein Verständnis für den digitalen Unterricht haben, kann Bianca Simon nicht zu stimmen. Sie sagt: „Das hat absolut nichts mit dem Alter zu tun.“ Es gäbe genug ältere Kollegen, die die Neuerungen in den Schulen sehr gut fänden und äußerst engagiert und medienkompetent seien. „Die Kinder befinden sich nun mal in diesem Lebensumfeld, in dem das Digitale nicht mehr wegzudenken ist.“ Die Eltern und Lehrer sollten sich dieser Verantwortung also stellen. „Man kann ebenso wie gegen Straßenverkehr auch gegen die digitale Bildung sein. Aber das Digitale findet nun mal statt. Wenn wir die Schüler nicht darauf vorbereiten, werden sie umgefahren. Wir müssen den Schülern also beibringen, sich mündig in der heutigen Welt zu bewegen.“

Auf die Frage, ob es in ein paar Jahren überhaupt noch klassische Schulbücher und Arbeitsblätter geben wird, antwortet Bianca Simon: „Sicherlich, und das ist auch wichtig und richtig so.“ Der Wechsel zwischen Digital und Analog trage zu einem reflektierten Nutzen bei. „Das ist genau das, was die Schüler unter anderem als Kompetenz erwerben sollten.“ Auf die Frage, ob sie das Digitale oder Analoge bevorzugt, sagt sie: „Es geht nicht um ein Entweder-oder, sondern immer um ein Sowohl-als-auch.“

Als Kontrast

Posted by Sarah Schmidt in Kindheit, Kindheit im Wandel der Zeit, Sarah Schmidt
Kinder- und Jugendhilfe – Die Schattenseite

Kinder- und Jugendhilfe – Die Schattenseite

Kinder- und Jugendhilfe – Geschwister-Gummi-Stiftung

 „Die gesundheitliche Situation bei Kindern und Jugendlichen hat sich in Deutschland (…) in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verändert.“ Das schrieb die Bundes Psychotherapeuten Kammer im Jahr 2019. So spielen Infektionskrankheiten heute nur noch eine nachrangige Rolle und psychische und psychosomatische Krankheiten gewinnen an Bedeutung. Bei Kindern und Jugendlichen sei jeder Zwanzigste von einer behandlungsbedürftigen psychischen Erkrankung betroffen. Am häufigsten sollen Störungen der Entwicklung, der Emotionalität und des Sozialverhaltens auftreten.

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Themenschwerpunkte:

„Fallzahlen der psychischen Störungen steigen an“

„Generell steigen die Fallzahlen der psychischen Störungen bei Kindern an“, sagt auch die Dipl. Psychologin Caroline Schmidt. Sie arbeitet im psychologischen Fachdienst als Therapeutin bei der Geschwister-Gummi-Stiftung in der Kinder- und Jugendhilfe in Kulmbach. Dafür seien auch die zunehmenden Störungen im Familiensystem verantwortlich. „Trennungen, finanzielle Schwierigkeiten oder zunehmender Stress durch die Arbeit beispielsweise. Das alles wird gleichzeitig zum Risikofaktor für Kinder.“ Caroline Schmidt hat in den vergangenen Arbeitsjahren eine eigene Theorie dafür entwickelt, warum Familien immer häufiger mit den oben genannten Schwierigkeiten zu kämpfen haben: „Es sind unglaublich viele soziale Netzwerke weggebrochen, zum Beispiel die Familienverbände, die sich gegenseitig unterstützt haben. Heute gibt es zu viel scheinsoziales Netzwerk, über die Medien oder irgendwelche Foren; das trägt zur Verunsicherung vieler Menschen bei.“ Hinzu komme, dass „wir eine gestresste Gesellschaft sind“. Das alles seien Risikofaktoren.

Das Zentrum für Familie und Erziehung

Das Zentrum für Familie und Erziehung der Geschwister-Gummi-Stiftung gliedert sich in die Bereiche: Stationärer Wohnbereich, teilstationärer Bereich der heilpädagogischen Tagesstätten und den Bereich der ambulanten Maßnahmen. Caroline Schmidt ist überwiegend im stationären und teilstationären Bereich tätig. Bei Kindeswohlgefährdungen unterstützt sie außerdem die ambulanten Kräfte als psychologische Fachkraft. Im stationären und teilstationären Bereich arbeitet sie unter anderem als Psychotherapeutin mit den Kindern und Jugendlichen im Einzelsetting und führt die Diagnostiken bei Kindern durch, die in den Heimen aufgenommen werden. Zudem erstellt sie Verlaufsdiagnostiken und übernimmt koordinierende Aufgaben, wie Teamberatung und Elterngespräche. 

Insgesamt sind zirka 80 Kinder und Jugendliche in den Wohngruppen der Geschwister-Gummi-Stiftung untergebracht. Die Altersspanne der Kinder reicht von eineinhalb Jahren bis hin zum jungen Erwachsenenalter. Die Kleinsten sind in einer intensivpädagogischen Wohngruppe untergebracht, die ältesten in den Außenwohngruppen. Zusätzlich gibt es die therapeutische Wohngruppe, in der Kinder sind, die einen höheren therapeutischen Bedarf haben und die systemtherapeutische Wohngruppe, in der besonders intensiv mit der Familie gearbeitet wird, um die Kinder wieder zurückzuführen.

Wie Kinder ins Heim kommen

„Es gibt zwei verschiedene Zugangsarten, wie die Kinder in die Heime kommen“, erklärt Caroline Schmidt. Zum einen, wenn sich die Eltern nicht mehr dazu in der Lage fühlen – dauerhaft oder vorrübergehend – ihre Kinder angemessen zu erziehen und zu versorgen. „Sie wenden sich dann an das örtliche Jugendamt und beantragen Hilfe zur Erziehung.“ Das Jugendamt kümmere sich dann, gemeinsam mit den Eltern, um eine stationäre Wohngruppenunterbringung. Bei einem Vorstellungstermin lerne die Familie dann die Einrichtung kennen und könne sich dafür oder dagegen entscheiden. Die zweite Zugangsart ist die Inobhutnahme. Das passiere dann, wenn die Kinder in der Familie akut gefährdet sind. Zum Beispiel wegen emotionaler oder physischer Vernachlässigung, Gewalt oder Missbrauch im häuslichen Umfeld. „Das kann kurzzeitig auch gegen den Willen der Eltern stattfinden.“

Die Geschwister-Gummi-Stiftung setzt sich sehr stark dafür ein, dass Kinder wieder in ihre Herkunftsfamilien zurückgeführt werden können. „Wir arbeiten intensiver als andere Einrichtungen an einer Rückführung. So zum Beispiel durch intensive Fachdienstarbeit, Geschwisterarbeit und Elterntraining.“ Trotzdem gibt es laut Caroline Schmidt Kinder, die seit ihrer Aufnahme als dauerhaft untergebracht gelten oder bei denen es sich im Laufe der Zusammenarbeit mit der Familie ergeben hat, dass eine Rückführung nicht mehr möglich ist. 

Warum leben immer mehr Kinder im Heim?

Auf die Frage, ob man es gliedern könne, in die Kinder, die aufgrund der zu starken Belastung der Eltern ins Heim kommen und in die Kinder, die aufgrund ihrer eigenen psychischen Krankheit ins Heim gekommen sind, antwortet die Psychotherapeutin Caroline Schmidt: „Es geht immer darum, dass in dem ganzen Familiensystem eine Belastung da ist. Ich sehe das nicht so, dass man es in die zwei Bereiche konkret gliedern kann. Das ist ein gegenseitiges Bedingungsgefüge.“ Die Heime betreuen, laut der Psychologin, zunehmend Kinder von Eltern, die selbst psychisch krank sind und aufgrund dessen ihren Erziehungsaufgaben nicht mehr nachkommen können. Das habe Auswirkung auf die Kinder. Die Kinder wüchsen dann unter Bedingungen auf, die zur Vernachlässigung führen, die Verstörung und Traumatisierung bewirken können – und das, ohne ein wirklich feststellbares Trauma. „Bis zu 85 Prozent aller Kinder in der stationären Jugendhilfe sind traumatisiert und das überwiegend durch die Beziehung an sich, die sie zu Hause erlebt haben.“ Das seien die Kinder, die in ihrem häuslichen Umfeld, in ihren engsten Beziehungen, erlebt haben, dass Gefahr besteht, sodass sie Angst haben, nicht sicher zu sein.

Die therapeutische Arbeit

Der überwiegende Teil der traumatisierten Kinder habe Erfahrungen der Vernachlässigung und der Mangelversorgung machen müssen. „Meiner Einschätzung nach hat die emotional, psychische Vernachlässigung und Verwahrlosung enorm zugenommen.“ Dies passiere auch nicht immer absichtlich, das geschehe häufig in massiven Überforderungssituationen. Wenn Caroline Schmidt mit den Kindern therapeutisch arbeitet, stellt sie immer wieder fest: „Wir Therapeuten in der stationären Hilfe haben eine recht komfortable Situation.“ Sie habe erstmal keine Begrenzungen, was die Anzahl der Therapiestunden anbelangt. Außerdem sei die enge Vernetzung zwischen den internen Fachdiensten und den Wohngruppen von großem Vorteil. „Wir können kindorientierter arbeiten, ich kann mir Zeit mit den Kindern lassen.“ Und das brauche man auch oft, denn es gibt Kinder und Jugendliche, die ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Erwachsenen haben. „Wir möchten dann auch keinen Widerstand knacken oder eine Abwehr brechen; das Kind soll selbst Vertrauen finden, vor allem durch die Zuverlässigkeit und Vorhersehbarkeit aller Angebote.“ Das Gute sei, dass die Kinder die Therapeuten im Haus gut kennen. „Wir sind immer ansprechbar und können jederzeit erreicht werden. Das wissen die Kinder auch.“ Neben den Einzeltherapien werden zusätzlich Gruppenangebote, Stunden mit einer Kunsttherapeutin und Familientherapeutische Maßnahmen angeboten.

Eine Therapiemöglichkeit

Geschwister-Gummi-Stiftung

Posted by Sarah Schmidt in Kindheit, Kindheit im Wandel der Zeit, Sarah Schmidt
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Wie dieses Projekt genau ablief, erklärt Birgit Distler vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kulmbach:

Ton: Birgit Distler

Bildmaterial: AELF Kulmbach, geralt, Pabliyo, photoAC

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Posted by Ann-Kathrin Fischer in Ann-Kathrin Fischer, Kindheit, Pädagogische Projekte für Kinder/Jugendliche