Kulmbach

Schneider Rakan Ali – Alles verloren und trotzdem nie aufgegeben

Schneider Rakan Ali – Alles verloren und trotzdem nie aufgegeben

Am Ende der Straße steht ein älteres, etwas düster wirkendes Haus. Der Putz an der Hauswand ist abgeplatzt, die grünliche Wandfarbe verblasst. Nur in der unteren Etage scheint es von Leben erfüllt zu sein. Von außen kann man die Silhouette einer etwa 1,65 Meter großen Gestalt im Schaufenster erkennen. Die grelle Beleuchtung im Erdgeschoss lässt die Schattengestalt entstehen. Beim Betreten des Ladens wird man von einem kleinen dunkelhaarigen Mann mit einem breiten Lächeln im Gesicht begrüßt. Er trägt ein Maßband um den Hals und steht hinter einem niedrigen, mit weißen Tüchern bedecktem Dresen. Der kleine Laden ist von Antiquitäten und Kunst übersäht. Wenn man sich in dem Raum genauer umsieht, entdeckt man in einem alten braunen Holzregal Töpfereien wie Teller und Tassen. An einer Wand hängen abstrakte Bilder und die Fensterbretter stehen voller Keramikfiguren. In der Ecke steht eine Schaufensterpuppe, die ein rotes, orientalisch aussehendes Gewand trägt. Die Kunst lässt den sonst sehr kühlen, weiß gestrichenen Raum, plötzlich warm und einladend wirken. Auf dem Tresen, hinter dem der Mann steht, stehen zwei Nähmaschinen. Hinter ihm hängt eine Kleiderstange voll mit Jacken, Hemden und Hosen. Direkt neben ihm steht eine Schneiderpuppe, die einen schwarzen langen Mantel trägt. Man könnte meinen, dieses Kleidungsstück sei für ihn besonders wertvoll. Immer wieder erklärt er anhand der Puppe seine Kunst. Der Mann, der über den etwa 15 Quadratmeter großen Raum wacht, ist Schneider Rakan Ali, der Besitzer einer kleinen Schneiderei in Kulmbach.

Er ist kein typischer Ladenbesitzer

Ali ist erst seit knapp vier Jahren in Deutschland und seit zweieinhalb Jahren in Kulmbach. Er ist somit kein typischer Ladenbesitzer in der Kulmbacher Innenstadt. In seiner neuen Heimat hat er sich und seiner Familie in kürzester Zeit ein ganz neues Leben aufgebaut. Als Flüchtling kam er in Kulmbach an, hat seinen Besitz in Syrien zurücklassen müssen und startete wieder bei null. Doch der Kurde kämpft und gibt nicht auf. Schnell wird er wieder zum Geschäftsmann. Rakan Ali ist ein Beispiel dafür, was Willensstärke bewirken kann. Der kleine Mann wirkt plötzlich ganz groß.

„Mein Sohn hat deutsche Polizei gesehen und war glücklich“

Zehn Tage lang haben Ali und seine Familie sechs Länder durchquert. Wenn er über seine Heimat Syrien und die Flucht spricht, scheint es ihm nicht gut zu gehen. Schlagartig wird aus dem sonst sehr positiven Menschen, der seine Kunden mit einem strahlenden Lächeln und festem Händedruck empfängt, ein zurückhaltender, leicht verunsicherter Mann. Sein Blick geht ins Leere, die Hände werden unruhig und das Lächeln versteckt sich hinter einer kühlen Fassade. Er spricht leiser. Im Jahr 2015 beschloss der 39-jährige mit seiner Frau und seinem Sohn die Heimat zu verlassen. Er erhoffte sich ein besseres Leben, weit weg von dem Bürgerkrieg in seinem Land. Nach zehn Tagen kamen sie in Deutschland an. „Mein Sohn hat deutsche Polizei gesehen und war glücklich“, sagt Rakan Ali in gebrochener deutscher Sprache. Es sei eine große Erleichterung für die drei Syrer gewesen, die Beamten zu sehen. Die Familie habe sich nach langer Zeit wieder sicher gefühlt.

„In Syrien musst du nicht lernen, da musst du einfach arbeiten gehen“

In Damaskus war der Kurde 20 Jahre lang als Schneider tätig. Er hat bei seinem Onkel den Beruf erlernt und später den Betrieb übernommen. „Ich hatte 20 Mitarbeiter“, erzählt der Familienvater stolz. Ein erfolgreicher syrischer Geschäftsmann. Eine abgeschlossene Ausbildung in seinem Beruf hat er nicht. „In Syrien musst du nicht lernen, da musst du einfach arbeiten gehen“, erklärt Ali. Der Syrer war mit voller Begeisterung Schneider. Er ist es immer noch. Wenn Ali heute seine alte Schneiderei mit der jetzigen vergleicht, setzt er ein verschmitztes Lächeln auf. Er gibt zu, dass es in Syrien einfacher war eine Schneiderei zu führen. „In Deutschland hast du viel mehr Papier“, sagt Ali und bezieht sich damit auf die strengen Vorlagen und die vielen Unterlagen, die man ausfüllen muss, um einen eigenen Laden zu eröffnen. Auch die Miete eines Ladens ist in Deutschland teurer. Trotzdem könne der Schneider Rakan Ali in Kulmbach nicht glücklicher sein: „Ich bin sehr zufrieden. Ich habe mehr Kunden als in Syrien und der Ort hier ist sehr schön.“

Auf engem Raum von den vielen Farben und Stoffen erschlagen

Ganz bescheiden und dennoch sehr stolz präsentiert er im Hinterzimmer, dem „Lagerraum“, seine vielen Stoffe. Auf engem Raum wird man von den vielen Farben und den verschiedenen Stoffarten schon fast erschlagen. Auch original syrische Stoffe sind dabei. Wenn Ali davon erzählt, wie er Kleidungsstücke umändert oder gar neu entwickelt, strahlen seine Augen, er beginnt zu gestikulieren und erklärt ins Detail genau, wie sein Handwerk funktioniert. Voller stolz holt er unter seinem Tresen eine Mappe vor und zeigt Bilder von einer Deutschland sucht den Superstar-Teilnehmerin, deren Kleid er designen durfte.

„Ich kann nichts anderes außer das“

Der 39-jährige Schneider Rakan Ali musste in seiner Heimat einiges zurücklassen. Von dem eigenen Geschäft, zwei Häusern und seinen Liebsten musste er sich verabschieden. Als er in Deutschland ankam absolvierte der Flüchtling zuerst einen Deutschkurs. Nach dem Kurs war dem 39-jährigen schnell klar: „Ich möchte arbeiten.“ Sein Wunsch war es, hier in Deutschland wieder selbstständig arbeiten zu können und das in seinem Handwerk, dem Schneidern. „Ich kann nichts anderes außer das“, gibt er zu. Mithilfe des Kulmbacher Künstlers Andreas Schoberth gründete Ali sein „Start up“. Der Künstler stellte dem Syrer vorrübergehend einen Teil seines Ateliers kostenlos zur Verfügung und lies ihn in Kulmbach Fuß fassen. Die Integration war ein voller Erfolg. Knapp zwei Jahre später steht Rakan Ali auf eigenen Beinen und eröffnet seine eigene Schneiderei.

„Für Familie. Die Zukunft hier ist besser“

Der mutige Geschäftsmann hat gegen den Rat vieler deutscher Ämter seinen Traum verfolgt und nie aufgegeben. Kein leichter Schritt. Mit der Unterstützung von Familie Schoberth führt Schneider Rakan Ali nun schon ein Jahr lang erfolgreich ein eigenes Geschäft. Wenn Rakan von Andreas und Margit Schoberth spricht, strahlt er, in seinen Augen kann man die Dankbarkeit gegenüber dem Ehepaar förmlich spüren. Die beiden Kulmbacher sind die Betreuer der Familie Ali. Die syrische Familie wollte sich hier in Deutschland integrieren und das hat sie geschafft. „Für Familie“, sagt der Syrer immer wieder. Sie stehe für ihn im Mittelpunkt. Seine Frau hat hier in Deutschland das zweite Kind zur Welt gebracht und arbeitet nun als Lehrkraft in einer Schule. Sein 9-jähriger Sohn spielt Fußball in einem örtlichen Verein und kann laut Ali schon perfekt Deutsch sprechen. „Viel besser als ich und meine Frau“, gibt der Schneider zu und lacht.

„Ich vermisse die Heimat, aber zurück möchte ich nicht“

„Ich vermisse die Heimat, aber zurück möchte ich nicht. Die Zukunft hier ist besser“, sagt er. Wenn er über seine neue Heimatstadt Kulmbach spricht, besiegt das Lächeln die sonst etwas nüchterne Fassade. Er fühlt sich sicher und gut aufgehoben. Hier kann er sich seine Zukunft vorstellen. Ein kleiner Mann, der große Ziele verfolgt.

Posted by Sarah Schmidt in Kindheit, Kindheit im Wandel der Zeit, Sarah Schmidt
„Patchwork“

„Patchwork“

Bunt, vielseitig und lecker –

Das „Patchwork“ in Kulmbach

Bunte Muster und Schilder mit frechen Sprüchen an den Wänden, liebevolle Dekorationen und frische Blumen auf den Tischen – das „Patchwork“ in Kulmbach ist bunt, vielfältig – und außergewöhnlich. Nicht nur seine Einrichtung macht das Restaurant besonders, sondern auch die Gerichte, die hier serviert werden. Wer einen Blick in die Speisekarte wirft, der findet viele verschiedene Speisen: für Fleischesser, Vegetarier und Veganer.

Britta Weschenfelder eröffnete das Lokal 2016 gemeinsam mit ihrem Mann Oliver. Köchin Claudia Vonbrunn vervollständigt das „Patchwork“-Team. Wie das „Patchwork“ zu seinem Namen kam und was sie hier in den vergangenen Jahren erlebt hat, erzählt Britta Weschenfelder:

Von Vorspeisen über Suppen und kleinen Gerichten bis hin zu Burgern – die Speisekarte des „Patchworks“ ist bunt gemischt. Speisen aus den verschiedenste Kulturen und immer wieder besondere Spezialitäten finden hier ihren Platz. Und auch die süße Nachspeise kommt nicht zu kurz. Zu den Gerichten bietet das „Patchwork“ auch selbstgemachte Limonaden, fränkisches Bier und bunte Cocktails an.

SpeisekarteSpeisekarteSpeisekarteSpeisekarte

Mittags bietet das „Patchwork“ von Dienstag bis Freitag ein wechselndes, schnelles Mittagessen, ein sogenanntes „Quick Lunch“ an.

Die leckeren Speisen des „Patchworks“ und weitere aktuelle Informationen finden sich auch auf Facebook:

https://www.facebook.com/721788104568266/photos/a.721927387887671/2538056922941366/

Haben Sie Lust auf leckeres (veganes) Essen?

Öffnungszeiten des „Patchwork“

Dienstag bis Freitag von 11:00 Uhr bis 14:00 Uhr
Dienstag bis Freitag ab 17:00 Uhr
Samstag und Sonntag ab 17:00 Uhr
Montag Ruhetag

Das Patchwork im Internet: http://www.patchwork-kulmbach.de/

Sind Sie Veganer, Vegetarier oder essen Sie alles? Stimmen Sie hier mit ab:

Posted by Tanja Freiberger in Essen & Trinken, Tanja Freiberger, Unser Oberfranken
Omas Beerdigung war der Anfang

Omas Beerdigung war der Anfang

Ein Trauerfall versetzt uns in einen Ausnahmezustand. Es ist wichtig, jemand an seiner Seite zu haben, dem man vertrauen kann.
Michael Stübinger ist aus vollem Herzen Bestatter.

„Eigentlich wollte ich in vier Wochen aufhören.“ Michael Stübinger wird Ende Juli 60. Fast ein Viertel Jahrhundert arbeitet er in einem Beruf, in dem er sich täglich mit einem schwierigen Thema auseinandersetzen muss: Mit dem Tod. Der Kulmbacher Stadtrat Stübinger ist hauptberuflich Bestatter. Das hat heute nichts mehr mit dem bierernsten Totengräber von früher zu tun. Michael Stübinger ist ein stattlicher Mann, groß, braungebrannt. Mit einem markanten Schnäuzer und kleinen Lachfalten um die Augen. Korrekt gekleidet, mit weißem Hemd und blauer Krawatte, trotz der großen Hitze. Er lacht gerne und viel, sein trockener Humor macht das Thema Tod erträglicher.

Schon mit 18 hat er bei der Beerdigung seiner Großmutter das Gefühl, das ist ihm nicht würdevoll genug. Er würde einiges anders machen. Dennoch schlägt er erst andere Wege ein. Er wird Kaminkehrer, verpflichtet sich 12 Jahre bei der Bundeswehr, studiert Umwelttechnik und arbeitet bei einem Kulmbacher Unternehmen. Am Bierfest 1995 trifft er einen ehemaligen Kollegen, der inzwischen auf dem Friedhof arbeitet. Michael Stübinger beschließt: „Ich denke, ich mache ein Bestattungsinstitut auf.“ Der Bekannte erzählt ihm von einem Bestatter, der aus gesundheitlichen Gründen einen Nachfolger sucht. Dann geht es schnell. Im August unterschreibt er die Verträge, ab dem 1. Oktober gehört ihm das Bestattungsinstitut. Ahnung hat er von dem Metier da noch nicht. Damals ist Bestatter kein Ausbildungsberuf. Ein Gewerbeschein genügt. Die Kenntnisse muss sich Michael Stübinger selbst aneignen. Der Vorbesitzer verspricht, ihn einzuarbeiten. Doch dann kommt es völlig anders. Am 26. September stirbt der Mann und Stübinger hilft beim einbetten. Es ist seine erste Beerdigung als Bestatter.

Bestatter ist ein Job rund um die Uhr

Es ist ein hartes Geschäft. Stübinger erzählt: 24 Stunden muss er erreichbar sein, 365 Tage im Jahr. Am Anfang hat er alles alleine gemacht, dann übernahm seine Frau die Büroarbeit. Inzwischen hat er vier Angestellte. Diese übernehmen nun auch Bereitschaftsdienste, entlasten ihn. Aber: die schwierigen Fälle bekommt doch immer er. Stübinger wird ernst. Schwierig, das ist für ihn, wenn Kinder sterben, Suizide. Leichenteile aufklauben. Damit muss er fertig werden. Polizei-Leichen nach Unfällen, das macht er seit sechs Jahren nicht mehr. Das war ein zu schweres Geschäft, mit noch mehr Bereitschaftsdienst und wenig Anerkennung.

Wichtig ist es für ihn, auch mal Abstand zu gewinnen. „Man kann mit den Angehörigen mitfühlen, aber man darf nicht mittrauern, sonst zerbricht man irgendwann“. So ganz scheint er es aber nicht zu schaffen. Vor 10 Jahren hat er den ersten Herzinfarkt. Michael Stübinger ist immer für alle da. Er möchte es perfekt machen. Aber jetzt auch mal Zeit mit seiner Frau und seinem jungen Hund genießen. Allerdings fehlt ihm ein Nachfolger. Er hatte auf seine Kinder gesetzt. Die Beiden sind in das Geschäft von klein auf mit hineingewachsen. Seine Tochter machte nach ihrer Ausbildung zur Bürokauffrau als eine der Ersten die neue Ausbildung zur Bestatterin. 12 Jahre hat sie im Familienbetrieb mitgearbeitet, bis es ihr zu viel wurde. Ihr erster Beruf sei nervenschonender, sie arbeitet jetzt wieder als Bürokauffrau.

Nachfolger dringend gesucht

Stübinger möchte sein Lebenswerk nicht an irgendjemanden übergeben. Er sucht einen Nachfolger, der das Beerdigungsinstitut in seinem Sinn weiterführt. Fast schon hatte er eine Nachfolgerin gefunden. Eine junge Bestattungsmeisterin, mit dem besten Abschluss in Deutschland kam sie nach Kulmbach. Nach einem Jahr stieg sie mit ins Geschäft ein. Doch dann fiel sie aus gesundheitlichen Gründen plötzlich längerfristig aus. Die junge Frau wird wahrscheinlich nie mehr in dem Beruf arbeiten können. Damit ist auch die Übernahme des Geschäftes geplatzt. Stübingers Sohn trat in die Fußstapfen des Vaters und wurde Kaminkehrer. Dennoch setzt Stübinger alle Hoffnungen in ihn: Sein Sohn hilft immer noch mit, wenn Not am Mann ist. Stübinger klingt hoffnungsvoll: Vielleicht übernimmt der Sohn das elterliche Geschäft doch noch, eventuell in drei Jahren. Gerne würde er dann weiter mithelfen, aber die Verantwortung abgeben.

Michael Stübinger erzählt sehr engagiert von seinem Beruf. Er machte ihn immer gerne, zumindest bis vor fünf oder sechs Jahren. Er will den Toten einen letzten Dienst erweisen. Sie gut zurechtmachen, für den letzten Anblick. Für ein schönes, würdevolles Bild, das den Angehörigen im Gedächtnis bleiben soll.

Er wird ernst. In den letzten Jahren wurden die Anforderungen immer höher. Die Kunden wollen immer mehr, ein letztes großes Ereignis inszenieren, sehen ihn als eine Art Last-Event-Manager. Das gefällt ihm nicht. Für ihn gilt das Motto: „Dienst den Lebenden. Würde und Ehre den Verstorbenen.“

An fast alle Beerdigungen kann er sich noch gut erinnern. Wie er mit den Angehörigen am Tisch saß, sich Geschichten aus dem Leben des Verstorbenen angehört hat. Stübinger kann gut mit Menschen umgehen. Ihnen das Gefühl geben, sie sind wichtig, der Verstorbene ist wichtig. Sein trockener Humor hilft in den schweren Stunden, sich auch an schöne Dinge zu erinnern, auch mal Lachen zu können. Positiv sind dann auch die Rückmeldungen. Er freut sich über jedes Dankschreiben, manchmal kommen auch kleine Aufmerksamkeiten von zufriedenen Angehörigen. Gerne erinnert er sich an das positive Schreiben, das Thomas Gottschalk ihm geschickt hat. Die Beerdigung für Gottschalks Mutter hatte er gestaltet. Er hat Rutila Gottschalk auch gut gekannt, sie hat zwei Häuser über seinem Büro gelebt.

Manchmal kommt es anders

Michael Stübinger will immer sein Bestes geben, eine perfekte, würdevolle Beerdigung ausrichten. Trotzdem läuft auch bei ihm nicht immer alles nach Plan. Schon ziemlich am Anfang seiner Bestatterlaufbahn hatte er ein kurioses Erlebnis. Ausgerechnet am 11.11. Anlass: Eine große Beerdigung des Schwiegervaters eines Kulmbacher Ehrenbürgers. Die Friedhofskapelle rappelvoll. Alles scheint gut vorbereitet. Der geschmückte Sarg wird an Stübinger vorbeigerollt. Er schaut, dann stockt ihm der Atem: auf dem Wagen steht der falsche Sarg. Heute kann er darüber lachen. Damals wäre er am liebsten im Erdboden versunken. Es half nichts. Wie ein armer Sünder stand er mit trockenem Hals vor der versammelten Trauergesellschaft und gab seinen Fehler zu. Der Sarg wurde gegen den Richtigen getauscht und es konnte doch noch der richtige Tote betrauert werden. Diese Beerdigung wird er nie vergessen, sein Verhalten hat ihm aber auch Sympathie in Kulmbach eingebracht.

Sein Organisationstalent war auch bei einem anderen ungewöhnlichen Fall gefragt: Zwei Stunden vor der Beerdigung riefen die Angehörigen an, das Grab sei ja gar nicht offen. Stübinger forschte nach: in der Friedhofsverwaltung war ein Zahlendreher passiert. Ein Grab war geöffnet und komplett abgetragen worden, nur leider das falsche. Schnell aktivierte er seine eigenen Grabmacher, die mit ihrem Bagger anrückten, der Steinmetz lies sein Mittagessen stehen und kam auch auf den Friedhof. Zwischendrin hatte Stübinger noch eine andere Beerdigung. Er habe den Pfarrer gebeten, ein Lied mehr singen zu lassen, damit sie noch etwas mehr Zeit hätten. Geschafft haben sie es noch rechtzeitig, aber Stübinger sagt lachend: „In der Zeit bin ich um zehn Jahre gealtert.“

Für seine letzte Ruhestätte hat er auch schon Pläne. Er überlegt, sich eine Gruft in Kulmbach zu kaufen. Was für einen Vorteil das hat? Er lacht: „Keinen. Aber am Jüngsten Tag tu ich mir leichter mit dem ´rauskrabbeln.“

Michael Stübinger

Michael Stübinger

Posted by Tanja Freiberger in Panorama, Tanja Freiberger, Unser Oberfranken
Nächtliche Prügelei mit Folgen

Nächtliche Prügelei mit Folgen

War es vorsätzliche Körperverletzung oder Notwehr?

Was genau ist in der Nacht zum 28. November 2018 vor der Spielothek in der Albert-Ruckdäschel-Straße geschehen? Davon wurden bei der Verhandlung vor dem Kulmbacher Amtsgericht unterschiedliche Versionen erzählt. Fakt ist: es kam zu einer Schlägerei. Der Auslöser war banal. Der Roller der Zeugin N., Angestellte der Spielothek und Freundin des Angeklagten, wurde eingeparkt. Gleich zwei Mal im Laufe des Abends, beide Male vom Geschädigten J. und seinem Kumpel A. Die Zeugin war wütend und wollte die Angelegenheit mit den beiden jungen Männern klären. Leider ohne Erfolg. Sie lief zurück in die Spielhalle zum Angeklagten.

Offen blieb, ob die beiden Männer den Angeklagten direkt aufforderten, zu ihnen herauszukommen oder ob sie über die Zeugin Drohungen an ihren Freund weitergeben ließen. Das Ergebnis: der Angeklagte stürmte aus der Spielothek, es kam zu hitzigen Diskussionen und schließlich zu einer Prügelei. Leidtragender war der Zeuge J., der dabei erheblich verletzt wurde (Nasenbeinbruch, Risswunde am Ohr etc.). Diese Verletzungen mussten später im Klinikum Kulmbach behandelt werden. Der muskulöse Angeklagte war dem eher schmächtigen Zeugen J. körperlich offensichtlich überlegen. Er selbst will bei der Auseinandersetzung auch verletzt worden sein. Seine Freundin meint, sich an ein blaues Auge erinnern zu können. Beim Arzt war der Angeklagte jedoch nicht.

Der Angeklagte schwieg bisher zu den Vorfällen

Vor Gericht schilderte der Angeklagte erstmals die Geschehnisse der fraglichen Nacht aus seiner Sicht. Der Zeuge J. habe ihn mit einer Bierflasche angegriffen und er habe deswegen in Notwehr gehandelt. Und so forderte er über seinen Anwalt Freispruch. Seine Version unterschied sich aber von den bisherigen Ermittlungen der Polizei. Der Angeklagte konnte auch nicht erklären, wieso er derartig brutal gegen den unterlegenen Zeugen J. vorging.

Die Frage nach der Bierflasche tauchte in der Zeugenvernehmung immer wieder auf. Die Zeugen J. und A. bestritten einen Angriff mit einer Bierflasche. Außer den beiden Zeugen und dem Angeklagten hat niemand die Schlägerei gesehen. Zumindest konnte kein Zeuge ermittelt werden, der die Version des Angeklagten bestätigte. Gegen den Angeklagten sprach auch, dass er – im Gegensatz zu den Zeugen – einschlägig vorbestraft ist.

Unzufrieden mit dem Verhandlungsverlauf

Zu Beginn präsentierte sich der Angeklagte noch sehr zurückhaltend. Im Laufe der zweistündigen Verhandlung verlor er zunehmend die Kontrolle über sich. Sein Anwalt konnte ihn kaum mehr zurückhalten.

Die Version des Tathergangs des Angeklagten konnten letztlich weder die junge Staatsanwältin noch die Richterin überzeugen. Bei der Urteilsverkündung widersprach der Angeklagte weiter der Richterin und musste mehrfach ermahnt werden. Verurteilt wurde er dann auch wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Haarscharf kam er noch einmal an einer Gefängnisstrafe vorbei. 4500 Euro (150 Tagessätze) muss er jetzt zahlen – und die Kosten des Verfahrens.

Posted by Tanja Freiberger in Panorama, Tanja Freiberger, Unser Oberfranken
Vegan – vielseitig und lecker

Vegan – vielseitig und lecker

Vegane Ernährung liegt voll im Trend. Es schmeckt nicht nur gut, es ist auch gesund.

In Deutschland leben rund sechs Millionen Vegetarier. Fast jeder Zehnte davon ernährt sich vegan, verzichtet also auf jegliche Produkte vom Tier. Doch ist eine rein pflanzliche Kost auch gesünder?

Wissenschaftliche Studien haben belegt: wer sich vegan ernährt, wird nicht so schnell krank und lebt auch noch länger.

Doch Vorsicht –  wer sich vegan ernährt, muss seine Nahrung sorgfältig aussuchen und sich vielseitig ernähren. Obst und Gemüse, aber auch Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Nüsse, Samen und pflanzliche Öle dürfen ebenfalls nicht fehlen.

Essen gehen ist nicht immer einfach. Aber auch in Kulmbach ist es möglich. Das „Patchwork“ bietet leckeres veganes Essen an – und nicht nur das. Auf der Speisekarte stehen auch Gerichte mit Fleisch. So findet jeder etwas zu Essen, unabhängig von seinen Ernährungsgewohnheiten.

Posted by Tanja Freiberger in Essen & Trinken, Tanja Freiberger, Unser Oberfranken
Tragödie im Kreißsaal – Mann verliert Frau und Kind

Tragödie im Kreißsaal – Mann verliert Frau und Kind

Kulmbach – Vergangenen Samstag erlebte ein junger Mann eine Tragöde, die das ganze Kulmbacher Krankenhaus erschüttert. Er verlor Frau und Sohn bei der Geburt.

Der Tag, an dem die Familie erweitert werden sollte, endete mit einem Schicksalsschlag. Eine 33jährige Frau und das Neugeborene sterben im Klinikum Kulmbach kurz nach der Geburt. Die Gründe für den plötzlichen Tod der Frau sind noch ungeklärt.

Samstag, 08.12.2018:Um 6 Uhr morgens machen sich Robby Handschuh und seine Frau auf ins Kulmbacher Krankenhaus zur Entbindung. An diesem Tag sei es die einzige Geburt gewesen und genug Personal da, sagt Geschäftsführerin Brigitte Angermann zu FrankenPost.de. „Ganz erfahrene Leute, über alle Berufsgruppen hinweg – dahinter stehen viele Tausend Geburten.“ Doch das Neugeborene habe bei der Geburt nicht geatmet, eine Reanimation schlug fehl.

Während sich der Vater im Nebenraum von seinem toten Sohn verabschieden wollte, treten bei seiner Frau Komplikationen auf. Auch sie stirbt. Das Klinikum selbst schaltet die Polizei ein – allen Beteiligten sei sehr daran gelegen, die Todesursache herauszufinden. Die von der Staatsanwaltschaft angeordnete Obduktion wurde Freitag abgeschlossen. Die Ergebnisse liegen uns jedoch noch nicht vor.

Posted by Judith Hobmaier in Judith Hobmaier, Panorama