Das Mehrgenerationenhaus in Kulmbach ist ein Segen für die ganze Region. Vorbildlich kombiniert die Einrichtung Kinderbetreuung, Integration und Angebote für Senioren. Beispielgebend. Richtungsweisend. Ganzheitlich. Doch die Förderung lässt zu wünschen übrig. Was der Leiterin die Arbeit erschwert: Ein Wust an Bürokratie, zu wenig Geld, zu viele unklare Regeln. Fast jeder Antrag gleicht einer wissenschaftlichen Arbeit. Das muss sich deutlich bessern.
Dabei hat dieses Projekt so viel Nutzen und Mehrwert für gesellschaftliche Randgruppen zu bieten. Ehrenamtliche Sprachpaten unterstützen Geflüchtete bei Alltagsfragen. Sie helfen bei schulischen Angelegenheiten, bereiten auf Deutschprüfungen vor oder telefonieren mit Ämtern und potenziellen Arbeitgebern. Die Liste ließe sich endlos fortführen.
Kurzum: Von dem, was die Kulmbacher Institution leistet, profitieren viele benachteiligte Menschen. Das Klima dort wirkt herzlich und eröffnet Perspektiven. Die geflüchteten Frauen fühlen sich sichtlich wohl in der vertrauten Atmosphäre mit den Sprachpaten. Ein weiterer Vorteil: Ihre Kinder werden nicht als störend empfunden, sondern sind willkommen. So gelingt Integration.
Das Konzept bietet einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen. Das sollten staatliche Stellen auch angemessen honorieren. Mit einer Förderung, die für die Aufgaben ausreicht. Vor allem gilt es, die Anträge zu vereinfachen.
Laut einer bundesweiten Umfrage unter ehrenamtlichen Kräften vergeuden diese rund zwei Drittel ihrer Arbeitszeit mit Bürokratie. Auch die Datenschutz-Grundverordnung hat zusätzlichen Aufwand erzeugt.
In Summe eine Zumutung. Demotivierend. Nervig. Zeitraubend.
Ist es nicht so, dass die vormalige Große Koalition sich die Stärkung der Zivilgesellschaft auf ihre Fahnen geschrieben hatte? Die Realität: Für Initiatoren ist es oft schwer zu durchschauen, ob sie ihre Förderung auf Länder- oder Bundesebene beantragen müssen. Besser wäre eine große bundesweite Förderung, auf die alle sozialen Projekte Anspruch haben. Zudem ist das Mehrgenerationenhaus auf Spenden angewiesen. Von den Fördergeldern allein würde sich das Projekt nicht tragen. Daher muss der Bund ein deutlich größeres Fördervolumen bereitstellen und den Verwaltungsaufwand deutlich reduzieren. Nur dann werden mehr solcher Projekte entstehen. Und nur dann können davon mehr benachteiligte Menschen profitieren. Für die künftige Ampelkoalition sollte dies zur Pflichtaufgabe werden.